Der in Köln lebende Schriftsteller Jürgen Becker (Jahrgang 1932) war eine der prägenden literarischen Stimmen des deutschsprachigen Hörspiels und hat mit seinen zahlreichen, von 1969 bis in die nahe Gegenwart entstandenen Funkarbeiten maßgeblich die Radiokunst beeinflusst. Wie man dem Namenspatron des Günter-Eich-Preises einen spezifischen Eich-Ton nachsagt, ließe sich in diesem Fall von einem Becker-Ton sprechen. Den Räumen und Landschaften nachhörend, in denen er gelebt hat, ist er zu einem Historiographen der Nähe geworden. Der vermeintlich längst bekannte Alltag wird dank Beckers Detailgenauigkeit und dank der von ihm entwickelten Sprachmusik zu einem radiophonen Echoraum, der kollektive Geschichte neu und konkret erfahrbar macht. Nicht zuletzt die Wiederbegegnung mit seinen ostdeutschen Kindheitslandschaften hat ihn während der letzten beiden Jahrzehnte zu einem poetischen Chronisten der deutschen Wiedervereinigung werden lassen.
Jürgen Becker verstarb am 7. November 2024.