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Hubert Wiedfeld
Eberhard Petschinka
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Bihler&Scheib_1 (privat)
Bihler&Scheib_1 (privat)
Haage, Ulrike_3 (Thomas Nitz)
Plamper, Paul (Inge Zimmermann).jpg
Andreas Ammer
FM Einheit
Friederike Mayröcker
Richard Wolf
Jürgen Becker

Hubert Wiedfeld †

Der Günter-Eich-Preis 2011 geht an den in Hamburg lebenden Hörspielautor Hubert Wiedfeld. "Über mehr als vier Jahrzehnte haben die von Hubert Wiedfeld entwickelten Stoffe und Formideen das deutschsprachige Hörspiel positiv beeinflusst und fortentwickelt", begründete die Jury die Wahl des 1937 in Braunschweig geborenen Autors und Schriftstellers.

Wiedfeld begann 1969 mit der Hörspielproduktion. Zuvor schloss er eine Bankkaufmannslehre ab und arbeitete in einer Jugendstrafanstalt sowie in einem Heil- und Pflegeheim. Erfahrungen, die er in seinen mehr als 30 veröffentlichten Stücken auch literarisch verarbeitete und aufgriff. Heute gilt Wiedfeld als einer der bedeutendsten Hörspielautoren des Landes. Die Jury urteilt dazu: "Seine Hörspiele spiegeln die deutsche Zeitgeschichte - im Großen wie im Detail - wie es selten bei einem Hörspielautor zu beobachten ist." Wiedfelds Kriminal-, Mundart- und Social-Fiction-Spiele wurden u. a. mit dem "Prix Italia" ausgezeichnet. Zur Jury gehörten die Hörspielkritikerin Eva Maria Lenz, die Leipziger Journalistin Linde Rotta, der Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen" Paul-Josef-Raue sowie der frühere Leiter der Abteilung Literatur und Hörspiel beim Österreichischen Rundfunk Konrad Zobel. Als Vorsitzender der Jury fungierte Christoph Buggert, bis 2002 Hörspielleiter des Hessischen Rundfunks.

Hubert Wiedfeld verstarb am 2. Juni 2013.

Eberhard Petschinka

Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgeschriebene Günter-Eich-Preis geht 2009 an den 1953 in Großmugl/Niederösterreich geborenen Eberhard Petschinka. Die Begründung der Jury: "Auch Wut und kritisches Engagement altern. Die literarischen Scharfrichter jeder Epoche müssen ihre eigene Formensprache finden. Dem Hörspielautor und Funkregisseur Eberhard Petschinka ist das auf überzeugende Weise gelungen. In seinen bislang nahezu 30 Hörspielen hat er eine Vielzahl zeitgenössischer Alltagsmythen auf den Prüfstand gestellt. Mit Klangwitz und analytischem Mut werden fragwürdige oder in Ritualen erstarrte Deutungsmuster erforscht und - wenn nötig - zum Einsturz gebracht. Sowohl als Autor wie als Regisseur versteht er sich als Teamworker, der in den jeweils durchleuchteten Erfahrungsfeldern nach Zeugen oder Fachleuten sucht, die er mit seinem explosiven Spott zur Mittäterschaft anstiftet. In einem seit Jahrzehnten andauernden Arbeitsprozess hat Eberhard Petschinka die akustischen Verführungsstrategien unserer Zeit für seine ironisch-bissigen Zwecke nutzbar gemacht. Ausgezeichnet wird ein Lebenswerk, das nach wie vor für Überraschungen gut ist."

Eberhard Petschinka, geboren 1953, lebt in Wien. Schriftsteller, Maler, Autor und Regisseur zahlreicher Radiostücke. Sein Hörspiel "Krok" wurde 1995 mit dem Prix Futura ausgezeichnet; "Rafael Sanches erzählt mir das Lied vom Tod" (1999) bekam den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Premio Ondas in Barcelona. Für "Splitter" (1999) wurde ihm der Baseler Hörspielpreis zuerkannt. Sein Theaterstück "Blutiger Ernst" wurde 2001 am Burgtheater in Wien uraufgeführt. Prosa: "zcirkus DERwünsche" - 2001 gekürt mit dem Preis der Karl Anton Stiftung für Literatur. 1999 Hinwendung zum Film ("Casanova Matador") und der Malerei (Einladung zur Biennale Concart 2004 in Bolivien und 2005 zur 4th International Art Biennale SIART, La Paz - Bolivien 2005). Sein Hörspiel "Santo Subito" (MDR/ ORF 2007) gewann 2007 den "Prix Europa" als "Bestes europäisches Hörspiel des Jahres" und 2008 den weltweit angesehensten Hörspielpreis "Prix Italia".

Alfred Behrens

Alfred Behrens ist der erste Preisträger des Günter-Eich-Preises. Die Begründung der Jury: "Seit gut 35 Jahren hat der 1944 in Hamburg-Altona geborene Alfred Behrens das deutschsprachige Hörspiel mit erfrischenden und unkonventionellen Impulsen bereichert. Als wichtiger Wegbereiter und Schrittmacher des Pop-Hörspiels, des Originalton-Hörspiels, der Social-Science-Fiction sowie des Hörfilms hat er mit hohem Sprach- und Medienbewusstsein immer wieder nach neuen Ausdrucksformen des akustischen Erzählens gesucht. Dabei verzichten seine Manuskripte und Konzepte auf den schnellen technischen Gag, vielmehr handelt es sich um ideenreiche Forschungsreisen durch die akustischen Erfahrungsmuster der medial geprägten Welt. Schon früh entschloss Behrens sich, auch als Regisseur seiner Arbeiten tätig zu sein, seine Geschichten und Lebensprotokolle sind mit dem Mikrofon geschriebene Hörwerke. Wie wenige aus seiner Generation ist dieser Radiopoet bis heute ein unermüdlicher Erweiterer und Erneuerer der Hörspielkunst geblieben - wobei er sich darüber hinaus bemüht, sein Wissen und sein Können an jüngere Autorengenerationen weiterzugeben."

Jury-Mitglieder waren die in Leipzig lebende Autorin und Journalistin Linde Rotta, die den Anstoss zur Schaffung der "Schreibwerkstatt Radio" gegeben hat; der Medienkritiker Frank Kaspar; der Medienwissenschaftler Hans-Jürgen Krug; Konrad Zobel, bis Mitte 2006 Leiter der Abteilung Literatur und Hörspiel am Österreichischen Rundfunk. Den Jury-Vorsitz hatte Christoph Buggert, bis 2002 Hörspielleiter am Hessischen Rundfunk.

Katharina Bihler

Die Autorin, Regisseurin, Performerin und Sprecherin Katharina Bihler, Jahrgang 1967, beschäftigt sich seit 1990 mit experimentellem Theater, Musik, Performance und Hörspiel. Sie konzipiert, realisiert und schreibt insbesondere für Projekte, die mit den Grenzen künstlerischer Genres spielen und häufig wissenschaftliche, historische oder europäische Themen zum Gegenstand haben. Ein Schwerpunkt von Bihlers Arbeit liegt auf dem akustischen Medium und der Entwicklung von Hörspielen fürs Radio. 1997 gründete sie dafür zusammen mit dem Komponisten und Kontrabassisten Stefan Scheib das Liquid Penguin Ensemble. Daneben wirkt sie in weiteren Projekten als Regisseurin oder Live-Akteurin mit.

Die Themen der Projekte von Liquid Penguin bleiben meist für längere Zeit Gegenstand der künstlerischen Recherche und finden mitunter im Laufe der Zeit unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen. Klanginstallationen werden zu Konzerten oder Performances für kleine oder größere Besetzungen weiterentwickelt, Musiktheaterstücke finden in Hörspielen fürs Radio zu einer rein akustischen Form, Motive und Material aus ihren Radiohörspielen bilden die Basis für Live-Performances. Das in dieser Hinsicht am weitesten ausgreifende Projekt ist „GRAS WACHSEN HÖREN“, das 2004 als pflanzengesteuerte Klanginstallation startete, in den folgenden Jahren in verschiedene Konzerte und Performances mit Pflanze mündete, dann den Ausgangspunkt für das gleichnamige Radiohörspiel bildete (SR 2007), als Live-Hörspiel wieder zurück auf die Bühne fand und zuletzt 2019 auf Einladung des Festivals Wien modern die Grundlage einer Inszenierung für junges Publikum und Familien als „Tag der offenen Tür“ im biolingua Institut war.

Stefan Scheib

Stefan Scheib, Jahrgang 1965, beschäftigt sich seit 1993 als Musiker in verschiedenen Ensembles mit improvisierter und zeitgenössischer Musik, u. a. mit In.Zeit Ensemble, autochthon, SteDaJoDa, im Duo mit Elisabeth Flunger oder Johannes Schmitz, dem Streichtrio hors du cadre sowie in freier Formation mit Klaus Kugel und Frank Paul Schubert. Er arbeitet darüber hinaus als Komponist und Arrangeur für Konzert-, Bühnen und Radioproduktionen. 1997 gründete er zusammen mit Katharina Bihler das Liquid Penguin Ensemble für Musik/Hörspiel/Performances (Komposition, Konzeption, Instrumente, Soundgestaltung). Daneben wirkt Scheib insbesondere in spartenübergreifend angelegten Projekten mit und erhält Kompositionsaufträge u. a. von Quatuor Plus, der Philharmonie Luxemburg, Opera mobile und ARD Radio Tatort.

Die Themen der Projekte von Liquid Penguin bleiben meist für längere Zeit Gegenstand der künstlerischen Recherche und finden mitunter im Laufe der Zeit unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen. Klanginstallationen werden zu Konzerten oder Performances für kleine oder größere Besetzungen weiterentwickelt, Musiktheaterstücke finden in Hörspielen fürs Radio zu einer rein akustischen Form, Motive und Material aus ihren Radiohörspielen bilden die Basis für Live-Performances. Das in dieser Hinsicht am weitesten ausgreifende Projekt ist „GRAS WACHSEN HÖREN“, das 2004 als pflanzengesteuerte Klanginstallation startete, in den folgenden Jahren in verschiedene Konzerte und Performances mit Pflanze mündete, dann den Ausgangspunkt für das gleichnamige Radiohörspiel bildete (SR 2007), als Live-Hörspiel wieder zurück auf die Bühne fand und zuletzt 2019 auf Einladung des Festivals Wien modern die Grundlage einer Inszenierung für junges Publikum und Familien als „Tag der offenen Tür“ im biolingua Institut war.

Ulrike Haage

Ulrike Haage (geboren 1957 in Kassel) ist seit mehr als 25 Jahren dem Hörspiel verbunden - als Komponistin, Regisseurin, Skriptautorin und Produzentin. Nach einem Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg lehrte Haage dort einige Jahre das Fach Orchesterleitung und Improvisation. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie als Musikerin bekannt, als sie zu den "Rainbirds" stieß.

Seit 1994 produziert Ulrike Haage Hörspiele für verschiedene Sender der ARD wie zum Beispiel den BR, Deutschlandradio, SWR oder den HR. Zu ihren erfolgreichsten Werken zählen etwa "Bei unserer Lebensweise ist es sehr angenehm, lange im Voraus zu einer Party eingeladen zu werden" (1999), "Ding Fest Machen" (2003) sowie die 2020 ausgestrahlten Hörspiele "Sprache, mein Stern. Hölderlin hören." über das Spätwerk des Dichters Friedrich Hölderlin sowie "Hyperbolische Körper" über die beiden Mathematikerinnen Sofia Kowalewskaja und Maryam Mirzakhani.

Zu Ulrike Haages Schaffen gehört in zunehmendem Maße auch das Medium Film. So lieferte sie die Kompositionen unter anderem für die Dokumentarfilme "Zwiebelfische", "Meret Oppenheim. Eine Surrealistin auf eigenen Wegen", und "Seestück" von Volker Koepp, zur 2020 gesendeten Dokumentation "Berlin 1945 - Tagebuch einer Großstadt" von Volker Heise und für Doris Dörries hochgelobten Spielfilm "Grüße aus Fukushima".

Für ihre Arbeiten wurde Haage unter anderem mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden", dem "Albert-Mangelsdorff-Preis" (Deutscher Jazzpreis), dem "Sonderpreis Musik der Nordischen Filmtage" und dem "Gema-Musikautorinnen-Preis" ausgezeichnet.

Paul Plamper

Der Autor, Regisseur, Hörspielmacher und Klangkünstler Paul Plamper (Jahrgang 1972) schreibt und produziert seit 1999 Hörspiele u. a. für WDR, BR, HR, RBB, Deutschlandfunk Kultur und andere öffentlich-rechtliche Sender. Seit vielen Jahren arbeitet Plamper in seinen Produktionen mit Schauspieler*innen wie unter anderem Margarita Broich, Milan Peschel, Cristin König, Volker Spengler, Matthias Matschke, Fabian Hinrichs, Sandra Hüller, Judith Engel und Martin Wuttke zusammen. Am Theater inszenierte er unter anderem am Berliner En-semble und am Stadttheater Istanbul. Für seine Arbeiten wurde Paul Plamper mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2002 und 2011 den Prix Europa für die Hörspiele "Tacet" und "Top Hit leicht gemacht", 2009 den Hörspielpreis der Kriegsblinden für "Ruhe 1", 2010 den Robert Geisendörfer Preis für "Der Assistent" sowie 2012/13 den Deutschen Hörbuchpreis und den Deutschen Hörspielpreis der ARD für "Der Kauf".

Seit 2005 entwickelt Plamper Arbeiten im Stadtraum, wie "Das Akustische Kleist Denkmal" am Kleinen Wannsee für die Bundeskulturstiftung (seit 2011) sowie Audio-Installationen, unter anderem gezeigt im Museum Ludwig Köln (2009), ZKM Karlsruhe (2010), Kammerspiele und Residenztheater München (2014). 2014 wurde Paul Plamper in die Akademie der darstellenden Künste in Frankfurt am Main berufen, 2019 in die Akademie der Künste Berlin.

Andreas Ammer

Andreas Ammer, geboren 1960 in München, ist Autor und Journalist. Nach dem Studium von Germanistik, Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften promovierte er 1990. Seit 1989 ist er im Wechsel freier Autor, Universitätsdozent, Fernsehjournalist und Regisseur (u. a. ARD-Kulturmagazine und Spiegel-TV). Seit 2003 arbeitet er als Realisator der ARD-Literatursendung "druckfrisch" und produzierte daneben zahlreiche Hörspiel- und Theaterproduktionen, zumeist mit FM Einheit.

FM Einheit

FM Einheit (bürgerlich Franz-Martin Strauß) wurde 1958 in Dortmund geboren und arbeitet als Komponist, Musiker und Musikproduzent. Seit 1979 war er als Musiker in verschiedenen Formationen aktiv, unter anderem bei "Abwärts" und "Palais Schaumburg". Seit Anfang der 1980er Jahre ist er Perkussionist und Mitglied der "Einstürzenden Neubauten". Daneben komponierte er Schauspielmusiken unter anderem für Inszenierungen von Peter Zadek, Werner Schwab und Hasko Weber. Als Produzent arbeitete er unter anderem für "KMFDM" und "Goethes Erben". Daneben legte er zahlreiche Hörspielarbeiten, vor allem gemeinsam mit Andreas Ammer, vor.

Friederike Mayröcker †

Friederike Mayröcker, geboren am 20. Dezember 1924 in Wien, gehört zu den renommiertesten, produktivsten und innovativsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache. Ab 1939 veröffentlichte sie erste literarische Arbeiten, seit 1946 Gedichte, 1956 erfolgte mit "Larifari" ihre erste selbständige Publikation. Die Welt des Hörspiels betrat sie gemeinsam mit Ernst Jandl und dem Stück "Fünf Mann Menschen", das 1968 für den SWF entstand - ein knapp fünfzehnminütiges Stück, das dem sogenannten Neuen Hörspiel in Deutschland zum Durchbruch verhalf. In den folgenden Jahren entstanden in Zusammenarbeit mit Ernst Jandl noch einige weitere Hörspiele, bald jedoch auch eigenständige Werke, die, oftmals von ihr selbst stimmlich interpretiert, mit Regisseuren wie Heinz von Cramer, Klaus Schöning, Ulrich Gerhardt oder Götz Fritsch und Kompositionen von u. a. Gerhard Rühm, Mauricio Kagel und Pierre Henry realisiert wurden.

Friederike Mayröcker wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Trakl-Preis für Lyrik (1977), dem Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis (1996) und dem Georg-Büchner-Preis (2001). Seit 2015 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt Wien. Die Jury unter Vorsitz von Wolfgang Schiffer (ehem. Hörspielleiter des WDR) würdigte Mayröckers Verdienste um die Gattung. Ihren 1969 selbst formulierten Anspruch löse ihr eigenes Radiowerk ein, Mayröcker finde "in souveräner Weiterführung von konkreter Poesie zu einer völlig eigenen Tonlage." Die Jury weiter: "Mit Stücken wie 'Die Umarmung nach Picasso' hat bei ihr das Hören das Sehen gelernt. Das Singen beherrscht es ohnehin längst im einzigartigen Werk der Friederike Mayröcker."

Friederike Mayröcker verstarb am 4. Juni 2021 in Wien.

Ror Wolf †

Der am 29. Juni 1932 im thüringischen Saalfeld als Richard Wolf geborene Ror Wolf war ebenso Spezialist wie Universalist, der sich nicht auf eine Disziplin beschränken lässt: Er schrieb Literatur, collagierte Bilder, verfasste und montierte Hörspiele. "Im Grunde bin ich ein Hörspielautor, der gelegentlich ein Buch schreibt", sagte Wolf über sich selbst. Entsprechend breit präsentiert sich das Werk, das nach dem Verlassen der DDR im August 1953 und einem Studium der Literatur, Soziologie und Philosophie unter anderem bei Adorno und Horkheimer entstanden ist. 1958 erschienen erste literarische Veröffentlichungen. Nach einem zweijährigen Engagement als Literaturredakteur beim Hessischen Rundfunk war Ror Wolf seit 1963 als freier Schriftsteller tätig, dessen Romandebüt "Fortsetzung des Berichts" 1964 erschien. 1971 wurde sein erstes Hörspiel "Der Chinese am Fenster" gesendet, das später in die Trilogie "Auf der Suche nach Dr. Q." einfließt. Legendär wurde Ror Wolf durch seine zehn Fußball-O-Ton-Collagen, die zwischen 1972 und 1979 entstanden. 1988 wurde er für seine Hörspielbiografie "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika" mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" ausgezeichnet, "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" wurde 2007 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum "Hörspiel des Jahres" gekürt.

Ror Wolf verstarb am 17. Februar 2020.

Jürgen Becker †

Der in Köln lebende Schriftsteller Jürgen Becker (Jahrgang 1932) war eine der prägenden literarischen Stimmen des deutschsprachigen Hörspiels und hat mit seinen zahlreichen, von 1969 bis in die nahe Gegenwart entstandenen Funkarbeiten maßgeblich die Radiokunst beeinflusst. Wie man dem Namenspatron des Günter-Eich-Preises einen spezifischen Eich-Ton nachsagt, ließe sich in diesem Fall von einem Becker-Ton sprechen. Den Räumen und Landschaften nachhörend, in denen er gelebt hat, ist er zu einem Historiographen der Nähe geworden. Der vermeintlich längst bekannte Alltag wird dank Beckers Detailgenauigkeit und dank der von ihm entwickelten Sprachmusik zu einem radiophonen Echoraum, der kollektive Geschichte neu und konkret erfahrbar macht. Nicht zuletzt die Wiederbegegnung mit seinen ostdeutschen Kindheitslandschaften hat ihn während der letzten beiden Jahrzehnte zu einem poetischen Chronisten der deutschen Wiedervereinigung werden lassen.

Jürgen Becker verstarb am 7. November 2024.