Günter Eich

1907 Am 1.2. Geburt in Lebus an der Oder als Sohn des Rechenführers, Landwirts und zeitweiligen Gutsverwalters Otto Eich (1874-1942) und seiner Frau Helene, geb. Heine (1880-1918) geboren.
1908-18 Mehrfacher Umzug der Familie wegen wechselnder Tätigkeiten des Vaters in landwirtschaftlichen Betrieben der Mark Brandenburg. Aufenthalte in Arenzhain und Finsterwalde.
1918 Übersiedlung nach Berlin. Der Vater arbeitet als Buchprüfer und Steuerberater.
Eichs Mutter stirbt.
1920
Tod der Grossmutter Heine. Zusammen mit dem jüngeren Bruder Hans Aufenthalt bei den Grosseltern Eich in Oettingen. Wiederverheiratung des Vaters mit Irma Altenrath, der vormaligen Haushälterin der Familie.
1922
Übersiedlung nach Leipzig-Gohlis, Ulrichstraße 6. Besuch des Nikolai-Gymnasiums.
Beginn der Freundschaft mit Erhard Göpel.
1925/26 Abitur in Leipzig. Beginn des Studiums der Sinologie in Berlin. Freundschaft mit Martin Raschke, später auch mit Willi Fehse und Jürgen Eggebrecht.
1927 Unter dem Pseudonym Erich Günter erscheinen erste Gedichte in der “Anthologie jüngster Lyrik”, hsg. von Willi Fehse und Klaus Mann. Erste Prosa, “Europa contra China”, in der Zeitschrift “Die jüngste Dichtung”.
1927/28
Ab Wintersemester Studium der Volkswirtschaft und Handelsökonomie in Leipzig.
1928
Verbindung zu Hermann Kasack und Oskar Loercke.
1928/29 Studium der Sinologie in Paris. Dramatische Entwürfe, Gedichte, Essays, Übersetzungsversuche. Kontakte zu Philippe Soupault.
1929 Martin Raschke und Adolf Artur Kuhnert gründen im Verlag Wolfgang Jess Dresden “Die Kolonne, Zeitung der jungen Gruppe Dresden” (ab Nr. 9, 1930 “Zeitschrift für Dichtung”). Eich ist bis zum Ende 1932 regelmässiger Mitarbeiter, veröffentlicht Gedichte, Prosa, Dramatisches, ein Hörspiel, Essays und Rezensionen (teilweise unter dem Pseudonym Georg Winter). Zum Freundeskreis gehören u. a. Horst Lange und Oda Schaefer.
1930 Eichs erster Lyrikband “Gedichte” erscheint im Verlag Wolfgang Jess Dresden.
Am 14.3. Ursendung “Dreigespräch aus einem Drama” (Regie: Eugen Kurt Fischer), am 24.7. Ursendung der “Hörfolge Zürich 1915-1918 – Geist und Gewalt” von Erhard Göpel und Günter Eich (Regie: Eugen Kurt Fischer), beide Male durch die MIRAG Leipzig
1931 Ursendung des ersten Hörspiels “Leben und Sterben des grossen Sängers Enrico Caruso” (zusammen mit Martin Raschke) am 9.4. in der “Funk-Stunde Berlin” (Regie: Max Bing). Eichs erstes Theaterstück “Der Präsident” entsteht.
1932 Abbruch des Studiums. Eich geht als freier Schriftsteller zur Kolonne-Redaktion nach Dresden, lebt bei Martin Raschke und Adolf Artur Kuhnert. Im letzten Jahrgang der “Kolonne” erscheint sein Hörspieltext “Ein Traum am Edsin-gol”.
1933 Rückkehr nach Berlin, Wohnung in der Stresemann- (später: Saarland-)Strasse 55. Eich schreibt Hörspiele und Hörfolgen für verschiedene deutsche Rundfunkanstalten. Am 25.5. Ursendung des Hörspiels “Die Glücksritter” durch den Deutschlandsender; am 20.12. Premiere der Bühnenfassung im Schiller-Theater (Regie: Fritz Peter Buch, Musik: Mark Lothar). Start der Rundfunkserie “Deutscher Kalender. Ein Monatsbild vom Königswusterhäuser Landboten” (zusammen mit Martin Raschke, bis 1940 monatlich eine einstündige Sendung).
1934-39 Die quantitativ produktivste Rundfunkzeit Eichs. Sommerhaus in Proberow an der Ostsee, Kreis Cammin, Pommern. Zum Berliner Freundeskreis zählen u. a. Jürgen Eggebrecht, Peter Huchel, Hermann Kasack, Horst Lange, Oda Schaefer; Kontakt zu V.O. Stomps und Oskar Loercke.
1935
“Katharina. Eine Erzählung” erscheint in der Zeitschrift “Das Innere Reich” (Buchausgabe 1936). Am 24.3. Ursendung der Funkoper “Das kalte Herz”.
1936
“Das festliche Jahr. Lesebüchlein vom Königswusterhauser Landboten” erscheint. Am 11.5. Ursendung der “Weizenkantate”.
1937
Beginn der Rundfunkserie “Der märkische Kalendermann sagt den neuen Monat an” beim Reichssender Berlin (3.8.1937-31.7.1939). Am 22.9. Ursendung des Hörspiels “Radium”.
1939
Wohnung in Berlin W 62, Landgrafenstr. 12, und in Poberow. Am 10.8. Einberufung zur Luftwaffe als Kraftfahrer und Funker.
1940
Beurlaubung zur Ausarbeitung des Hörspiels “Rebellion in der Goldstadt” (Ursendung 8.5.). Am 22.6. Heirat mit Else Burk. Wohnung in Berlin-Wilmersdorf.
1941/42
Durch Vermittlung von Jürgen Eggebrecht gelangt Eich in die Zensurstelle für Wehrmachtsbüchereien in Berlin.
1942
“Katharina” als Feldpostausgabe, “Lebendiges Wort” Nr. 28.
1943
Versetzung nach Dresden; letztes Treffen mit Martin Raschke. Die Berliner Wohnung wird durch Luftangriff zerstört. Fast alle Manuskripte gehen verloren.
1944/45
Einsatz zur Luftverteidigung in Bayern, dann im Ruhrgebiet. Im April 1945 kommt Eich in amerikanische Gefangenschaft, Lager Remagen.
1945 Im Sommer Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft nach Geisenhausen bei Landshut, Niederbayern. Dort wohnt Eich bis 1954 in der Spenglerei Schmid. Kirchstr. 71 1/4.
1945/46
Eich schreibt Gedichte und Prosa, auch Hörspielentwürfe und dramatische Skizzen. “Lyrik der Kriegsgefangenschaft” entsteht. Veröffentlichungen in Anthologien (“De Profundis”) und in der Zeitschrift “Der Ruf”. Kontaktaufnahme zu alten Freunden wie Hermann Kasack, Horst Lange, Georg von der Vring und zu neuen Autorenkollegen wie Alfred Andersch, Karl Krolow, Hans Werner Richter.
1946/47 Mitarbeit am Projekt der Zeitschrift “Der Skorpion”; Rezensionen für die “Allgemeine Zeitung Mainz”; Gedichte in der Anthologie “Deine Söhne, Europa” (hsg. von Hans Werner Richter). Mitglied der “Gruppe 47″.
1948
Für den Bayerischen Rundfunk entstehen Kinderhörspiele nach Märchenvorlagen.
Teilnahme an der Tagung der “Gruppe 47″ in Jugenheim. Nach der Währungsreform zwei Filmdrehbücher (“Heimliches Rendezvous”, “Deutsche Filmgesellschaft”). “Abgelegene Gehöfte. Gedichte aus den dreißiger Jahren und der Nachkriegszeit”, erscheint bei Georg Kurt Schauer in Frankfurt.
1949
Wohnung bei Adolf Artur Kuhnert in Hohenfeld am Main bis zur Scheidung von Else Burk im November. Neue Gedichte erscheinen bei Ellermann in Hamburg: “Untergrundbahn”. Teilnahme an der Tagung der “Gruppe 47″ in Marktbreit.
1950
Wieder in Geisenhausen. Intensive Hörspielarbeit: “Die gekaufte Prüfung”, das erste Originalhörspiel der Nachkriegszeit. entsteht. Im Mai erster Preis der “Gruppe 47″ auf der Tagung in Inzigkofen. Am 21.7. Ursendung des Hörspiels “Geh nicht nach EI Kuhwed!”. Die “Träume” entstehen.
1951 Zahlreiche Hörspielursendungen: “Träume” 19.4., “Sabeth” 14.6., “Fis mit Obertönen” 1.7., “Unterm Birnbaum (nach Fontane)” 3.9., “Verweile, Wanderer” 18.11. Bekanntschaft mit Ilse Aichinger auf der Tagung der ” Gruppe 47″ in Bad Dürkheim. Am 21.5. Verleihung des “Literaturpreises der Bayerischen Akademie der Schönen Künste”. Übertragung chinesischer Lyrik für die Anthologie “Lyrik des Ostens” (1952).
1952
Ursendungen weiterer grosser Hörspiele: “Die Andere und ich” 3.2., “Der Tiger Jussuf” 15.8., “Die Gäste des Herrn Birowski” 28.10. Teilnahme an der Tagung der “Gruppe 47″ in Niendorf (llse Aichinger wird Preisträgerin). Beginn der Freundschaft mit Wolfgang Hildesheimer.
1953
Verleihung des “Hörspielpreises der Kriegsblinden” für “Die Andere und ich” am 3.3. in Bonn. Am 10.3. Ursendung des Hörspiels “Die Mädchen aus Viterbo”. Heirat mit Ilse Aichinger am 24.6. in München. Walter Höllerer gewinnt Eich als Mitherausgeber der geplanten neuen Zeitschrift für Dichtung “Akzente”. Im November tritt Eich von der Herausgeberschaft zurück, bleibt der Zeitschrift aber verbunden. Bei Suhrkamp erscheint die erste Sammlung von Hörspielen: “Träume”, “Vier Spiele”.
1954
Im Januar Umzug nach Breitbrunn am Chiemsee. Am 22.5. Geburt des Sohnes Clemens. Ursendung der Hörspiele “Das Jahr Lazertis” am 25.1. und “Beatrice und Juana” am 4.5. “Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie”.
1955 Bei Suhrkamp erscheint “Botschaften des Regens, Gedichte aus den Jahren 1949-1954″. Im Frühjahr Auszug aus Breitbrunn. Von Mai bis August wohnen Eichs im Haus von Heinrich Böll in Köln-Müngersdorf. Ende September Reise nach Spanien und Portugal; Eichs wohnen in Estoril bei Lissabon; das gemeinsame Hörspiel “Der letzte Tag” entsteht. Im Dezember Rückkehr nach Österreich. Vergebliche Wohnungssuche von Dürnstein (Wachau) aus. Am 25.12. Ursendung des Hörspiels “Zinngeschrei”.
1956
Im März Übersiedlung nach Lenggries (Oberbayern). Lindenweg 12. Ende April Teilnahme am deutsch-französischen Dichtertreffen in Vézelay; Beitrag “Der Schriftsteller vor der Realität”. Begegnung mit Paul Celan. Im Herbst bei der “Gruppe 47″ in Niederpöcking. Anschliessend Lesereise durch Westdeutschland. Einige Bemerkungen zum Thema Literatur und Wirklichkeit erscheinen in “Akzente”. Für den Rundfunk entsteht die zehnteilige Sendereihe “Phantastische Erzählungen nach Texten von Rudyard Kipling, Nikolai Gogol, Pu Sung-Lin, Tania Blixen, Pierre Boulles, Wilhelm Hauff und anderen”.
1957 Am 1.1. Geburt der Tochter Mirjam. Ursendung der Hörspiele “Die Brandung vor Setúbal” am 2.5. und “Allah hat hundert Namen” am 18.6. Im Sommer Lesereise nach Norddeutschland. Im September nochmals bei der “Gruppe 47″ in Niederpöcking. “Zinngeschrei” und “Die Brandung vor Setúbal” erscheinen in der Reihe “Hörwerke der Zeit” des Hans-Bredow-lnstituts Hamburg.
1958 Langer Sommeraufenthalt in Kampen auf Sylt. Neufassung mehrerer Hörspiele u.a. für die “Sammlung Stimmen”. Sieben Hörspiele. Ursendung der Hörspiele “Festianus, Märtyrer” am 16.10. und “Die Stunde des Huflattichs” am 11.11. Ende Oktober zur “Gruppe 47″ nach Grossholzleute. “Allah hat hundert Namen” erscheint im Insel-Verlag Wiesbaden.
1959 “Schleussner-Schueller-Preis” des Hessischen Rundfunks für die Neufassung des Hörspiels “Die Mädchen aus Viterbo” (Ursendung am 8.6.). Am 31.10. erhält Eich den “Georg-Büchner-Preis” der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Rede erregt Aufsehen.
1960 Während des Frühjahrs in Zürich, im Sommer in Jugoslawien. Ausgewählte Gedichte bei Suhrkamp (Auswahl und Nachwort Walter Höllerer). Das Marionettenspiel “Unter Wasser” erscheint in “Akzente”. Die “Mädchen aus Viterbo” als Buchausgabe mit einem Nachwort von Walter Jens. Am 9.11. Ursendung des Hörspiels “Meine sieben jungen Freunde”.
1961
Von Oktober bis Dezember Reise in den Balkan und den Nahen Osten. Lesungen in den Goethe-lnstituten der Türkei, Syriens, des Libanon und Ägyptens. Fernsehproduktion des Marionettenspiels “Böhmische Schneider” (9.12.).
1962
Mehrere Lesereisen; September bis Dezember Rundreise Indien, Thailand, Hongkong, Japan; dort mehrwöchiger Aufenthalt. Rückreise über Kanada und die USA. Ursendung des Hörspiels “Der konfuse Zauberer nach Nestroy” am 24.6.
1963 Im Sommer Umzug nach Grossgmain bei Salzburg. “Die Brandung vor Setúbal”. “Das Jahr Lazertis”. Zwei Hörspiele bei Suhrkamp. Von Oktober bis November Skandinavienreise.
1964
“Zu den Akten. Gedichte” erscheint. Ebenso: “Unter Wasser”, “Böhmische Schneider”, “Marionettenspiele” und “In anderen Sprachen”. Vier Hörspiele. Am 15.11. Ursendung des Hörspiels “Man bittet zu läuten”. Lesereisen nach Norddeutschland und nach Paris. Im November nach England.
1965
“Förderpreis für Literatur” der Stadt München. Im Sommer in Österreich.
1966
“Anlässe und Steingarten”. “Gedichte und Fünfzehn Hörspiele” erscheinen. Im April Westafrikareise mit Ilse Aichinger.
1967
“Die ersten Maulwürfe” erscheinen im “Merkur” und in “Akzente”. Eich liest sie im Herbst auf der letzten Tagung der “Gruppe 47″ in der Pulvermühle bei Erlangen. Lesereise in den Iran.
1968
“Kulka, Hilpert, Elefanten und Maulwürfe”. “Prosa” erscheinen. Am 9.11. erhält Eich den “Schiller-Gedächtnispreis” des Landes Baden-Württemberg. Erste deutliche Krankheitssymptome.
1969
“Gedichte. Prosa. Hörspiele, eine Textsammlung”, erscheint bei Diogenes in Zürich.
1970
“Ein Tibeter in meinem Büro”. “49 Maulwürfe” erscheint bei Suhrkamp. Erste Herzanfälle.
1971
Verschlimmerung der Krankheit, neue Herzanfälle.
1972 Eich gibt eine Auswahl seiner Dichtungen heraus: “Ein Lesebuch”. Am 5.10. wird das Hörspiel “Zeit und Kartoffeln” urgesendet. “Die Gesammelten Maulwürfe” erscheinen bei Suhrkamp, letzte Gedichte “Nach Seumes Papieren” bei Bläschke in Darmstadt.
1972 Eich stirbt am 20.12. in Salzburg.

Zusammengestellt von Joachim W. Storck und Karl Karst

(aus Günter Eich. Gesammelte Werke, Frankfurt/Main, Suhrkamp 1991)