Ronya Othmann, geboren 1993 in München, wuchs als Tochter eines kurdisch-jesidischen Vaters und einer deutschen Mutter im Landkreis Freising auf. Othmanns Kindheit und Jugend waren von Reisen zu ihrer väterlichen Familie in einem jesidischen Dorf im Norden Syriens geprägt, welches später nicht mehr existierte. Nach dem Abitur begann Othmann 2012 eine Ausbildung am International Munich Art Lab und am Schweizer Literaturinstitut der Hochschule der Künste in Biel. Ab 2014 studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und organisierte hier die Kurdischen Filmtage 2015.
Othmann schreibt insbesondere Prosa, Gedichte und Essays. Ihre literarischen Arbeiten setzen sich unter anderem mit Themen wie Migration, Heimat und Krieg auseinander. Othmanns Stil ist dabei durch eine Auseinandersetzung mit Identität und Erinnerung geprägt. Im August 2020 erschien im Hanser Verlag Ronya Othmanns Debütroman Die Sommer, der anhand einer Familiengeschichte den Bürgerkrieg in Syrien und die Ermordung der Jesiden durch den Islamischen Staat reflektiert. In ihrem ersten Gedichtband die verbrechen (2021) bezieht sich Othmann auf ein "müdes, müdes Land", das von der Rezeption als Kurdistan identifiziert wurde. Geschichtliche und ideologische Spuren eines Jahrhunderts verwebt sie darin mit den Erinnerungen eines lyrischen Ichs. 2024 erschien mit dem Roman Vierundsiebzig Othmanns neueste literarische Arbeit.
Daneben veröffentlichte Othmann auch journalistische Texte, darunter für Der Spiegel oder taz. Seit März 2021 schreibt sie für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die Kolumne "Import Export". Für die Leipziger Volkszeitung ist Othmann seit Mai 2021 als eine von acht Autoren für die Kolumne "Leipziger Stimmen" verantwortlich.
Für ihre Arbeiten wurde Ronya Othmann bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem MDR-Literaturpreis 2015, dem Mara-Cassens-Preis 2020 für Die Sommer oder dem Düsseldorfer Literaturpreis 2024 für ihren jüngsten Roman Vierundsiebzig.