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Schädlich, Hans Joachim (picture alliance, Sven Simon).jpg
Vesper, Guntram SW.jpg
Othmann, Ronya (Paula Winkler)
Geipel, Ines (Annette Hauschild)
Sandig, Ulrike Almut (Michael Aust, Villa Concordia).jpg

Hans Joachim Schädlich

Hans Joachim Schädlich ist der Erich-Loest-Preisträger 2019.

Hans Joachim Schädlich wurde 1935 in Reichenbach im Vogtland als Sohn eines Kaufmanns geboren, wo er zunächst auch die Volksschule besuchte. Von 1954 bis 1959 studierte er Germanistik und Linguistik an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an der Universität Leipzig, wo er 1960 mit einer Arbeit zur Phonologie des Ostvogtländischen promoviert wurde. Anschließend war Schädlich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin, bis er wegen seines Protests gegen die Biermann-Ausbürgerung seines Postens enthoben wurde. 1977 wurde seinem Ausreiseantrag in die Bundesrepublik stattgegeben, wo er seit 1979 in West-Berlin lebt.

Ende der 1960er Jahre legte Schädlich erste literarische Texte vor, die jedoch in der DDR nicht veröffentlicht werden konnten. 1986 legte Schädlich mit "Tallhover" einen ersten Roman vor, mit dem er sich im bundesdeutschen Literaturbetrieb etablierte. Zahlreiche Romane, Erzählbände, Essays und Aufsätze folgten, zuletzt "Felix und Felka".

Guntram Vesper †

Guntram Vesper ist der erste Preisträger des Erich-Loest-Preises, der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den 2013 verstorbenen Leipziger Schriftsteller Erich Loest ausgelobt wurde. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Guntram Vesper wurde 1941 in Frohburg geboren und lebt seit 1957 im Westen Deutschlands. 1967 las er auf der letzten Tagung der Gruppe 47. Sein Werk ist durch frühe Gedichtbände und in der Folgezeit vor allem durch eine Vielzahl von Romanen gekennzeichnet, hinzu kommen Essays und Hörspiele. Für seine Arbeit wurde Guntram Vesper mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Peter-Huchel-Preis 1985 und der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung 2006. Für seinen Roman “Frohburg”, der sich intensiv mit seiner sächsischen Geburtsstadt in Zeiten der Diktaturen beschäftigt, erhielt er 2016 den “Preis der Leipziger Buchmesse”.

Ronya Othmann

Ronya Othmann, geboren 1993 in München, wuchs als Tochter eines kurdisch-jesidischen Vaters und einer deutschen Mutter im Landkreis Freising auf. Othmanns Kindheit und Jugend waren von Reisen zu ihrer väterlichen Familie in einem jesidischen Dorf im Norden Syriens geprägt, welches später nicht mehr existierte. Nach dem Abitur begann Othmann 2012 eine Ausbildung am International Munich Art Lab und am Schweizer Literaturinstitut der Hochschule der Künste in Biel. Ab 2014 studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und organisierte hier die Kurdischen Filmtage 2015.

Othmann schreibt insbesondere Prosa, Gedichte und Essays. Ihre literarischen Arbeiten setzen sich unter anderem mit Themen wie Migration, Heimat und Krieg auseinander. Othmanns Stil ist dabei durch eine Auseinandersetzung mit Identität und Erinnerung geprägt. Im August 2020 erschien im Hanser Verlag Ronya Othmanns Debütroman Die Sommer, der anhand einer Familiengeschichte den Bürgerkrieg in Syrien und die Ermordung der Jesiden durch den Islamischen Staat reflektiert. In ihrem ersten Gedichtband die verbrechen (2021) bezieht sich Othmann auf ein "müdes, müdes Land", das von der Rezeption als Kurdistan identifiziert wurde. Geschichtliche und ideologische Spuren eines Jahrhunderts verwebt sie darin mit den Erinnerungen eines lyrischen Ichs. 2024 erschien mit dem Roman Vierundsiebzig Othmanns neueste literarische Arbeit.

Daneben veröffentlichte Othmann auch journalistische Texte, darunter für Der Spiegel oder taz. Seit März 2021 schreibt sie für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die Kolumne "Import Export". Für die Leipziger Volkszeitung ist Othmann seit Mai 2021 als eine von acht Autoren für die Kolumne "Leipziger Stimmen" verantwortlich.

Für ihre Arbeiten wurde Ronya Othmann bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem MDR-Literaturpreis 2015, dem Mara-Cassens-Preis 2020 für Die Sommer oder dem Düsseldorfer Literaturpreis 2024 für ihren jüngsten Roman Vierundsiebzig.

Ines Geipel

Ines Geipel, geboren 1960 in Dresden, ist Schriftstellerin und Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Sie floh 1989 nach ihrem Germanistik-Studium in Jena nach Westdeutschland und studierte in Darmstadt Philosophie und Soziologie. 1996 kam ihr erstes Buch heraus.

Das zentrale Thema ihres literarischen Werks ist die deutsche Gewaltgeschichte sowohl des Nationalsozialismus als auch der DDR-Diktatur. In diesem Kontext stehen ihre Romane "Das Heft" (1999), "Heimspiel" (2005), "Tochter des Diktators" (2017), ihre Personal Essays "Generation Mauer. Ein Porträt" (2015), "Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass" (2019), "Schöner Neuer Himmel. Aus dem Militärlabor des Ostens" (2022) oder auch ihre literarischen Reportagen "Verlorene Spiele. Journal eines Dopingprozesses" (2001), "Für heute reicht's. Amok in Erfurt" (2004) und "Seelenriss" (2010), die vielfach öffentliche Debatten angeregt haben. Seit 2005 hat sie zusammen mit Joachim Walther die "Verschwiegene Bibliothek" herausgegeben, eine auf zehn Bände angelegte Edition von AutorInnen und Texten, die in der DDR nicht erscheinen durften.

Für ihre Werke, aber ebenso ihr gesellschaftliches Engagement, wurde Geipel mehrfach ausgezeichnet, so zum Beispiel 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem "Lessingpreis für Kritik" 2020 und mit dem "Marieluise-Fleißer-Preis" 2021.

Aufzeichnung der Preisverleihung

Berichterstattung

Laudatio, Gruß- und Dankesworte

Impressionen

Ulrike Almut Sandig

Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren und aufgewachsen im sächsischen Nauwalde, lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihre ersten literarischen Texte veröffentlichte sie als "augenpost" auf Plakaten und Gratispostkarten in Straßen und Cafés. Sandigs erste Gedichtbände "Zunder" (2005) und "Streumen" (2007) erschienen in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke in Leipzig. Im Frankfurter Verlag Schöffling & Co. folgten die Erzählbände "Flamingos" (2010) und "Buch gegen das Verschwinden" (2015) sowie die Gedichtbände "Dickicht" (2011) und "Ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt" (2016).

Für ihre öffentlichen musikalischen Auftritte arbeitet sie eng mit Komponistinnen und Filmemachern zusammen, zuletzt mit dem Rapper und Dichter Grigory Semenchuk (Ukraine) und der Fusion-Rockband Alif (Indien). 2017 war Sandig Mitherausgeberin des Jahrbuchs der Lyrik sowie Poetin in Residence an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. 2020 erschien ihr erster Roman "Monster wie wir", der zum Teil in den späten Jahren der DDR spielt und das Leben dreier von sexualisierter Gewalt betroffener Kinder und ihrer Familien thematisiert.