Gottesdienst in der Kapelle von Schloss Hubertusburg eröffnet Veranstaltung „Schicksalsgemeinschaft“, mit der die Stiftungen der Sparkasse Leipzig an das Ende des I. Weltkriegs und den 205. Jahrestag der Völkerschlacht erinnern
Wermsdorf, der 19. Oktober 2018. Mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Kapelle des Schlosses Hubertusburg in Wermsdorf wurde am heutigen Freitag die Veranstaltung „Schicksalsgemeinschaft“ der Stiftungen der Sparkasse Leipzig eröffnet. Unter der Schirmherrschaft von Anne-Marie Descôtes, Botschafterin Frankreichs in Deutschland, und Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, befragen 200 Gäste aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, Medien und Wirtschaft anlässlich des Endes des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren und der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 bis zum morgigen Samstag die europäische Geschichte und dabei insbesondere die deutsch-französischen Beziehungen nach Lehren für die Gegenwart und Zukunft des Zusammenlebens der europäischen Völker.
Der Ökumenische Gottesdienst wurde von Generalvikar Andreas Kutschke (Bistum Dresden-Meißen) und Oberlandeskirchenrat Dr. Peter Meis (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens) gestaltet. Generalvikar Andreas Kutschke erklärte aus Anlass der Veranstaltung: „Wir erinnern uns hier an vergangene Konflikte. Wir tun dies aus einer Zeit des Friedens heraus – des Friedens bei uns. Zugleich wissen wir um die Konflikte anderswo und wir wissen um die Zerrissenheit der Meinungen bei uns.“ In seiner Predigt gemahnte Oberlandeskirchenrat Dr. Peter Meis, dass die Erinnerung ein wesentlicher Bestandteil der abendländisch-christlichen Kultur ist: „Nicht nur alle Feste werden so begründet, sondern auch schlimmen Ereignissen wird so gedacht.“ Die biblische Botschaft vom Grenzen überwindenden Frieden sei nicht nur „naive Anmutung aus der Kategorie der Herzensfrömmigkeit.“ Stattdessen müsse jeder Mensch selbst Verantwortung für die Gegenwärtigkeit des Friedens übernehmen.“
Stephan Seeger, Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, sieht vom Brexit über die Entfremdung zwischen Europa und Amerika und der Abkehr von Mitgliedsstaaten von europäischen Werten zahlreiche Herausforderungen für die europäischen Völker, „die die Haltung ebenso wie die Handlungsfähigkeit jedes Menschen, jeder Kommune, jedes einzelnen europäischen Staates und vor allem der Europäischen Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit herausfordern“, wie er in seinem Grußwort zum Beginn der zweitägigen Veranstaltung sagte: „Doch was wir erleben, ist das Gegenteil einer Suche nach einer gemeinsamen – nach einer europäischen – Antwort.“ Mit Blick auf Deutschland stellte er fest: „Schlafwandler sind nicht ausgestorben. Mir scheint zum Beispiel die Daseinsvorsorge im Umgang mit unserer äußeren Sicherheit in den vergangenen Jahren geradezu sträflich vernachlässigt worden zu sein. […] Wir müssen uns darauf besinnen, wofür eine Armee da ist – und diesen Zweck gilt es im Sinne einer effizienten europäischen Friedenssicherung so schnell wie möglich herzustellen.“ Dies gelte nicht nur für die Politik, sondern ebenso für die deutsche Bevölkerung insgesamt, die die Bundeswehr vor allem dann wertschätze, wenn sie bei Naturkatastrophen hilfreich bereitstehe.
„Ein geeintes Europa ist wichtiger denn je“, erklärte Franz Friedrich Prinz von Preußen, der der Veranstaltung beiwohnt: „Im alten deutschen Spruch, dass man seine Vergangenheit kennen muss, um die Zukunft zu gestalten, steckt viel Wahrheit.“ Konrad Adenauer, Jurist und als Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer am morgigen Samstag einer der Sprecher beim Symposium „Schicksalsgemeinschaft“, lobte den „würdigen Gottesdienst“. Eine Veranstaltung wie diese der Sparkassenstiftungen nehme er sehr gerne wahr – auch zur eigenen historischen Fortbildung. Ähnlich äußerte sich Hanns J. Naumann, Unternehmer und 2. Vorsitzender des St. Heinrich Ordens: „Als ältester sächsischer Ritterorden haben wir heute in Wermsdorf die Schirmherrschaft für einen der jüngsten deutschen Orden, den Kommandant-Prendel-Orden, übernommen. Deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.“
Am Abend wohnten die Teilnehmer der Veranstaltung gemeinsam mit Hunderten Einwohnern der Region im Innenhof von Schloss Hubertusburg einer Serenade des Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr aus Erfurt unter Leitung von Hauptmann Tobias Wunderle bei.
Am morgigen Samstag, dem 20. Oktober 2018, wird die Veranstaltung mit einem Symposium am Leipziger Mediencampus Villa Ida, Sitz der Sparkassenstiftungen, fortgesetzt. Es diskutiert die Frage nach Lehren und Konsequenzen, die Europa heute aus den kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit ziehen kann. Zu den Vortragenden gehören Prof. Dr. Sir Christopher Clark (Regius Professor of History an der University of Cambridge), Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler (Humboldt-Universität Berlin), Prof. Dr. Sönke Neitzel (Universität Potsdam), die Juristin und Politikerin Walburga Gräfin Douglas (geb. von Habsburg-Lothringen, ehemaliges Mitglied des schwedischen Reichstags und 1989 Co-Organisatorin des Paneuropäischen Picknicks an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn) sowie der Jurist und Politiker Konrad Adenauer (Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers). Durch die abschließende Podiumsdiskussion führt Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Zum Abschluss der Veranstaltung spielt das Leipziger Symphonieorchester Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie. Symposium und Konzert sind nicht öffentlich.