"Selbstkritisch und humorvoll, sensibel und kundig"

Axel-Eggebrecht-Preis 2022 geht an Lorenz Rollhäuser.

Leipzig, der 10. Mai 2022. Der Feature-Autor und -produzent Lorenz Rollhäuser wird mit dem Axel-Eggebrecht-Preis 2022 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgezeichnet. Dies entschied die Jury unter Vorsitz von Ulrike Toma, Abteilung Radiokunst beim NDR. Der Preis würdigt ein Lebenswerk im Bereich des Radio-Features und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 16. Juni 2022 im stiftungseigenen Mediencampus Villa Ida in Leipzig statt. Die Verleihung erfolgt gemeinsam mit dem Günter-Eich-Preis für ein Lebenswerk im Bereich Hörspiel, der in diesem Jahr an die Hörspielautorin Ulrike Haage verliehen wird.

Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, würdigt den Preisträger: "Lorenz Rollhäusers Features zeichnen sich durch einen eigenen, sehr sensiblen Ton und eine große Nähe zu den Protagonisten aus. Die starken O-Töne stehen für sich, erzählen ihre eigene Geschichte und brauchen keine Erklärungen, Bilder entstehen von selbst - und das seit über dreißig Jahren. Die Auszeichnung mit unserem Axel-Eggebrecht-Preis ist daher mehr als verdient. Ich gratuliere dem Preisträger zur Auszeichnung und der Jury zu ihrer Entscheidung."

Die Jury, zu der neben der Juryvorsitzenden Ulrike Toma auch Elisabeth Stratka (Leiterin des Ressorts Feature & Feuilleton bei Radio Ö1 des ORF) und Wolfgang Schiffer (langjähriger Leiter Hörspiel, Radio-Feature und Literatur beim WDR) zählten, begründete die Wahl Rollhäusers wie folgt: "Selbstkritisch und humorvoll, sensibel und kundig begegnet Lorenz Rollhäuser den Themen und den Menschen, die von sozialer Ungerechtigkeit, Drogenmissbrauch, Generationenkonflikten erzählen. Aus seiner besonderen Perspektive heraus werden aus gängigen Themen zwingende Geschichten - echt, frisch, das pralle Leben. Und er meint es gut mit den Menschen, denen er sich in jeder Situation nähert und die er erzählen lässt. Solange man irgendwie klarkommt, sagt das Mädchen im Cannabis-Feature, könne man doch kiffen. 'Okay, man wird abhängig', schränkt sie dann ein. So geht es einem beim Hören der Features von Lorenz Rollhäuser. Man wird abhängig. Jedes Feature ist für sich besonders und entfaltet seinen Zauber von Beginn an."

Zum Preisträger

Lorenz Rollhäuser, 1953 in Marburg/Lahn geboren, studierte Erziehungswissenschaften in Münster. In den 1980er Jahren betrieb er ein Café in Hamburg. Seit den 1990er Jahren arbeitet Rollhäuser vorrangig als Feature- und Hörspielautor und -produzent für die ARD und den Deutschlandfunk und reiste für seine Arbeit in zahlreiche verschiedene Länder Afrikas und Lateinamerikas sowie nach China und in die USA.

Rollhäusers Feature-Werk umfasst eine große Bandbreite: vom einfühlsamen Porträt ("Tante Friedel") über gesellschaftlich relevante Themen wie Migration ("Frontera - Menschen und Mauern an der Grenze Mexiko-USA") oder Kolonia-lismus ("Haus der Weißen Herren" über das Berliner Humboldt Forum) bis zur investigativen politischen Recherche ("Painkillers - Die Opiatkrise in den USA" oder "Außer Kontrolle - Doping im Fußball").

Rollhäusers Features wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem Prix Europa 2008 für "Mutters Schatten - Kehraus im Elternhaus", ein Feature, das paradigmatisch darstellt, wie auf das Nachkriegsbürgertum eine Generation folgt, die sich dessen Werten verweigert. Die Folge sind Spannungen und Ambivalenzen im Verhältnis beider Generationen bis ins hohe Alter.

Mehr zum Axel-Eggebrecht-Preis und den bisherigen Preisträgern finden Sie hier.


Preisträger:
2022 - Axel-Eggebrecht-Preis