Axel-Eggebrecht-Preis 2016 geht an die Radiofeature-Autorin Margot Overath
Leipzig, der 24. Februar 2016. Der mit 10.000 Euro dotierte Axel-Eggebrecht-Preis der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wird im Jahr 2016 an die Feature-Autorin Margot Overath verliehen. Der Preis wird im Rahmen des Sommerfestes der Medienstiftung am 30. August 2016 in Leipzig überreicht.
"Wir gratulieren Margot Overath herzlich zum Gewinn des Axel-Eggebrecht-Preises und danken dem Juryvorsitzenden Richard Goll sowie den Juroren Linde Rotta, Ulrike Toma, Aldo Gardini sowie Jens Jarisch für ihre hervorragende Entscheidung. Sie haben aus einem starken Wettbewerbsfeld mit zehn Kandidaten, vorgeschlagen von Programmverantwortlichen beinahe aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland und Österreich, eine herausragende Wahl getroffen", so Stephan Seeger, Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, zur Entscheidung der Jury.
"Margot Overath ist eine Journalistin, die seit mehr als 30 Jahren mit ihren Radio-Features für Aufmerksamkeit sorgt. Ob als aufmerksame Begleiterin aktueller Ereignisse oder als Chronistin zeitge-schichtlicher Geschehnisse - ihre Hörer können sich auf Overaths intensive Recherche und eine objektive Aufarbeitung der Rechercheergebnisse verlassen", erklärt Martin Fiedler, Projektleiter Radio und Pressesprecher der Stiftungen der Sparkasse Leipzig.
Die Jury begründete die Verleihung des Axel-Eggebrecht-Preises 2016 an Margot Overath mit einem Verweis auf die "10 Gebote", die der Namensgeber des Preises aufgestellt hatte: "In jeder Hörfolge muss der Druck einer lebendigen Gesinnung spürbar sein", forderte der Radio-Journalist Axel Eggebrecht 1947. Die Jury: "Eine 'lebendige Gesinnung' wird man bei Margot Overath nie vermissen. Sie hört hin, wo andere weghören. Sie nimmt die Fäden scheinbar abgeschlossener Vorgänge und Entscheidungen auf, ordnet sie neu - und plötzlich ergeben sich neue Webmuster. Die starke Persönlichkeit der Autorin ist als gestaltender Intellekt immer spürbar, ohne aber die Themen zu überschatten oder zu dominieren." Zugleich sei Overaths Sprache "radiogerecht: kurz, prägnant, die Erzählung vorantreibend." Ihre Gesprächspartner könnten sich sicher sein, nicht verraten zu werden: "angegriffen vielleicht - direkt und offen. Unklarheiten werden nachgefragt - der Hörer kann und soll sich seine eigene Meinung bilden", so die Begründung der Jury.
Die Preisträgerin
Die 1947 in Krefeld geborene Margot Overath absolvierte nach einer Banklehre und der Ausbildung zur Betriebswirtin ein Studium der Sozialwissenschaften. Ab 1980 war sie zunächst freie Mitarbeiterin verschiedener ARD-Sender, ab 1982 dann feste freie Mitarbeiterin bei Radio Bremen. Seit 1984 ist sie Radiofeature-Autorin, parallel von 1985 bis 1988 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Institut für Sozialforschung. Zwischen 1996 und 1999 war Overath nebenberuflich als Dozentin der Journalisten-Ausbildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Ihr journalistisches Werk umfasst unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit dem RAF-Terrorismus in Deutschland, die beispielsweise in Features über den RAF-Aussteiger Peter-Jürgen Boock (WDR, RB 1985) oder eine biografische Arbeit über Gudrun Ensslin (RBB, WDR, NDR 2005) mündeten und zeitgenössische ebenso wie historische Analysen wie "Ausweglos. Selbstmorde in Wendezeiten" (RB, SFB, DLF 1992), "Es ist schwer, damit zu leben. Vom Trauma namens Auschwitz" (RB 1994) oder "Todesmarsch. Die Evakuierung der Konzentrationslager von Januar bis Mai 1945." (DRadio-Berlin, RB 1995).
Vielfach geehrt wurde Margot Overath für ihre Features um den Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone, der 2005 in Polizeigewahrsam in Dessau ums Leben kam. Als einzige Journalistin verfolgte Margot Overath die juristische Aufarbeitung des Todesfalls durch alle Instanzen und stellte die Ermittlungsergebnisse von Polizei und Staatsanwaltschaft in zwei Features ("Verbrannt in Polizeizelle Nummer fünf. Der Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh in Dessau", MDR, DLF, NDR 2010 sowie "Oury Jalloh. Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls", MDR, WDR, NDR 2014) in Frage. Ihre Recherchen tragen dazu bei, dass inzwischen wegen Mordverdachts gegen Unbekannt ermittelt wird.
Der Preis
Der Axel-Eggebrecht-Preis, der in Erinnerung an den Leipziger Radiopionier vergeben wird, steht nicht für eine Einzelsendung, sondern für ein außergewöhnliches Werk im Bereich des deutschsprachigen Radiofeatures. Er wird alternierend mit dem Günter-Eich-Preis für herausragende deutschsprachige Hörspiel-Autoren alle zwei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger waren Helmut Kopetzky (2008), Richard Goll und Alfred Treiber (2010), Friedrich Schütze-Quest (2012) sowie Paul Kohl (2014).