Leipzig, 3. November 2013. Die "Talent-Taube" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig geht in diesem Jahr an Kaveh Bakhtiari (Frankreich/Schweiz) für seinen Film "L’Escale" ("Stop-Over"). Die Auszeichnung ist von der Medienstiftung mit 10.000 Euro als Anschubfinanzierung für das nächste Dokumentarfilmprojekt der Preisträger verbunden und wurde am Samstagabend im Rahmen des 56. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Leipzig zum zehnten Mal vergeben.
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, gratulierte Kaveh Bakhtiari bei der Übergabe der "Talent-Taube". Seeger sieht das Stiftungsengagement bestätigt: "Die Entwicklungen der mit der 'Talent-Taube' ausgezeichneten Preisträger geben berechtigten Anlass zu der Hoffnung, dass wir von unseren Preisträgerinnen und Preisträgern in Zukunft weiter hören und sehen werden - neben der Würdigung des Erreichten der zweite wichtige Grund zur Auslobung dieses Preises."
Nur zwei Tage nach der Auszeichnung mit der "Talent-Taube" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ist "L’Escale" ("Stop-Over") für den Europäischen Filmpreis nominiert worden. Die französisch-schweizerische Koproduktion ist eines von drei Werken, das die European Film Academy in der Kategorie "Europäischer Dokumentarfilm 2013" nominiert hat. "Die Medienstiftung freut sich sehr für und mit ihrem Preisträger Kaveh Bakhtiari und gratuliert ihm von Herzen. Vergangenes Jahr hat unser 'Talent-Tauben'-Preisträger Ilian Metev mit seinem Film 'Sofia's Last Ambulance' in Cannes den 'France 4 Visionary Award' der '51. Semaine de la Critique' gewonnen. Nun die Nominierung von 'L'Escale' ('Stop-Over') und Kaveh Bakhtiari für den Europäischen Filmpreis", so Seeger weiter.
Zum Inhalt des Films: "Was ist ein Mensch ohne Pass? Die Frage, die B. Traven in seinem Romanklassiker 'Das Totenschiff' beschäftigte, ist auch heute von erschreckender Aktualität. Das Totenschiff, das der Regisseur Kaveh Bakhtiari vorfindet, heißt Athen. Hier trifft er zufällig seinen iranischen Cousin Mohsen wieder. Doch während er selbst seit seiner Kindheit einen Schweizer Pass hat, sich frei bewegen und Grenzen passieren kann, ist Mohsen als illegaler Einwanderer gekommen. Drei Monate saß er dafür im Gefängnis. Nun hängt er fest in Athen - wie Tausende, für die Griechenland nur ein 'stop-over' sein sollte. Er wohnt mit anderen 'Illegalen' in einer Wohnung mit verhängten Fenstern. Kaveh beschließt, einzuziehen und ihre Lebensbedingungen zu teilen.
Fast ein Jahr lang begleitet er ihren Alltag, der nur auf den ersten Blick wie ein normales WG-Leben aussieht, im Kern aber geprägt ist durch Angst, Klaustrophobie und Entbehrungen. Die Tage ziehen als Schattenspiel auf dem Vorhang vorüber, während täglich Menschen für ihre Hoffnungen ihr Leben riskieren, sich Schleusern ausliefern oder Jahre auf gefälschte Pässe warten. Der Film registriert unmittelbar, wie die Hoffnungen bröckeln - eine intensive Erfahrung für den Zuschauer, denn zumindest für die Dauer des Filmes lässt auch er sich mit den Protagonisten 'einschließen'. Ein mutiger Film, der spürbar macht, was sonst im Schatten der europäischen Krise verborgen bleibt."
Lars Meyer