Ror Wolf erhält den Günter-Eich-Preis der Leipziger Medienstiftung
Leipzig, der 3. Juli 2015. Am 7. Juli ehrt die Leipziger Medienstiftung den Hörspielautor Ror Wolf mit dem mit 10.000 Euro dotierten Günter-Eich-Preis für deutschsprachige Radio-Hörspiele 2015. In gesundheitsbedingter Abwesenheit des Autors findet im Rahmen des Sommerfestes der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig eine Hommage auf den Autor im "Mediencampus Villa Ida" statt. "Ror Wolf hat ein Radiokunst-Werk geschaffen, das im Laufe der Jahrzehnte das Repertoire des deutschsprachigen Hörspiels stetig erneuert und nachhaltig bereichert hat", sagte Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig.
In seiner Dankesrede, die am 7. Juli per Video eingespielt wird, erinnert sich der 1932 in Saalfeld als Richard Wolf geborene Preisträger, an seine ersten Begegnungen mit dem Hörspiel: "Fis mit Obertönen" von Günter Eich sei es gewesen, das ihn früh fasziniert habe. Allerdings habe er diese Gattung nicht selbst ausprobiert: "Das Hörspiel schien mir hauptsächlich eine Art eingesperrtes Theater zu sein", erinnert sich Wolf dazu in seiner Dankesrede. 1967 oder 1968 habe Eich ihn als jungen Prosaautoren dann gefragt, warum er keine Hörspiele schreibe, ein Gedankenanstoß, der wenige Jahre später, 1971, in Wolfs erstes Hörspiel "Der Chinese am Fenster" mündete, "ein Spiel mit Figuren, Worten, Geräuschen, Aktionen und Illusionen", wie es Wolf heute beschreibt: "Was Spaß macht, ist nicht verboten." Dass er heute wegen seiner zehn Hörspiele rund um das runde Leder vielen vor allem als "Fußballdichter" gilt, findet Wolf "amüsant". Es gäbe heute 24 Hörspiele, an denen er beteiligt war, er nenne sie "Radio-Reisen". Auch wenn er keine Reisen mehr unternehmen könne, wolle er "wenigstens noch ein paar Radio-Reisen machen", kündigt Wolf an: "Vielleicht gelingt mir das. - Und vielleicht hören wir uns wieder", so der Autor in seiner Dankesrede zum Eich-Preis.
"Als Liebhaber und Kenner des Jazz ist Ror Wolf ein Virtuose der Sprache und verfügt über ein geradezu musikalisches Wortverständnis", hatte die Jury des Günter-Eich-Preises im Dezember 2014 ihre Entscheidung für Ror Wolf begründet: "Verbunden mit einer von Phantasie überbordenden Auseinandersetzung mit der Realität, bei der durch stets neue Besichtigungsweisen und Darstellungsversuche selbst das Unwahrscheinlichste noch wahrscheinlich ist, macht ihn dies zu einem der faszinierendsten Forschungsreisenden im Gebiet der Töne, Stimmen und Geräusche."
Seine Hörspiele seien stilbildend für nachfolgende Generationen, voller künstlerischer Raffinesse, einer Subtilität des Arrangements und von einem hohen Unterhaltungswert - es sind Hörspiele, "die sich in der Summe auch als eine Hommage sehen und hören lassen an das Radio als das Medium des künstlerischen Worts", so die Jury.
Die Mitglieder der Jury waren: Linde Rotta (freie Autorin / Journalistin), Elisabeth Panknin (ehemalige Hörspielleiterin des Deutschlandfunks), Franziskus Abgottspon (ehemaliger Hörspielleiter der SRG / Schauspieler) und Dr. Jens Bisky (Feuilletonredakteur / Kritiker bei der Süddeutschen Zeitung). Den Juryvorsitz hatte Wolfgang Schiffer (bis 2011 Leiter der Abt. Hörspiel und Radiofeature des WDR) inne. Die Entscheidung der Jury zur Preisvergabe an Ror Wolf, in diesem Jahr nominiert vom WDR, erfolgte einstimmig.
Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zum fünften Mal ausgeschriebene "Günter-Eich-Preis" richtet sich an Autorinnen und Autoren, die dem Radiogenre "Hörspiel" ein Oeuvre von inhaltlicher und formaler Kompetenz gewidmet haben. Er wird im jährlichen Wechsel mit dem "Axel-Eggebrecht-Preis" für das Radio-Feature verliehen. Bisherige Preisträger waren Alfred Behrens (2007), Eberhard Petschinka (2009), Hubert Wiedfeld (2011) sowie Jürgen Becker (2013).