Preisträger 2006: Prof. Dr. Volker Lilienthal

Prof. Dr. Volker Lilienthal Prof. Dr. Volker Lilienthal

hat durch jahrelange, intensive Recherchearbeit - auch gegen erbitterten juristischen Widerstand - aufgedeckt, dass in der ARD bezahlte Schleichwerbung betrieben wird.

Prof. Dr. Volker Lilienthal arbeitete von 1989 bis Juni 2009 als Redakteur beim Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt/Main. Ab 1997 war er stellvertretender Ressortleiter beim Brancheninformationsdienst "epd medien" und seit Anfang 2005 bis Juni 2009 dessen Verantwortlicher Redakteur. Im April 2009 übernahm er eine Professur für Qualitätsjournalismus an der Uni Hamburg. Ebenfalls ist er seit Januar 2012 Mitherausgeber der Journalismus-Fachzeitschrift "message".

Lilienthal hat unter anderem den so genannten "Schleichwerbeskandal" der ARD aufgedeckt. Mit jahrelangen, teils verdeckten Recherchen konnte er - allen Einschüchterungen zum Trotz - die illegalen Praktiken ans Licht bringen. Als im Jahre 2003 die an der Schleichwerbung maßgeblich beteiligte Agentur "H.+S." von Lilienthals Recherchen erfuhr, strengte sie einen Prozess gegen ihn an, der den epd-Redakteur fast zwei Jahre lang behinderte. Ein Urteil des Landgerichts München I untersagte es Lilienthal, seine Erkenntnisse zu veröffentlichen. Bei Zuwiderhandlung drohte ihm eine Strafe von 250.000 Euro. Erst das Oberlandesgericht München hob im Januar 2005 das Verbotsurteil auf und ließ Lilienthal weiter recherchieren. Im Juni erschien sein Report "Die Bavaria-Connection" in "epd medien" und im "journalist".

Inzwischen liegt ein Revisionsbericht der ARD vor, der die epd-Recherchen vollauf bestätigt. Die Bavaria Film, die mehrheitlich vier ARD-Sendern gehört, hatte über zehn Jahre lang Schleichwerbung zugelassen und damit gegen das Rundfunkrecht verstoßen. ARD-Programmdirektor Günter Struve sagt: "Ich habe es anfangs nicht geglaubt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das im großen Stil bei uns stattfinden könnte und nicht bemerkt würde." Fritz Pleitgen, Intendant WDR, erkennt die Leistung Lilienthals inzwischen an: Der Journalist habe "eine sehr verdienstvolle Arbeit" geleistet.


Preisträger:
2006 - Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien