Der russische Journalist Grigorij Pasko berichtete über die Verklappung chemischer und atomarer Rückstände durch die russische Flotte im Japanischen Meer und wurde wegen Hochverrat und Spionage verurteilt.
Medienpreis für einen Journalisten "mit Rückgrat und Stil"
Der inhaftierte russische Militärjournalist Grigorij Pasko ist am Abend des 2. Mai mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig geehrt worden. Pasko wurde damit für seine mutige Berichterstattung über illegale Atommüll-Beseitigung durch die russische Armee ausgezeichnet.
Den mit 12.500 Euro dotierten Preis konnte der 39-Jährige am Vorabend des Welttages der Pressefreiheit allerdings nicht persönlich in Empfang nehmen, da Pasko in Wladiwostok unter dem Vorwurf der Spionage in Haft sitzt. Stattdessen wurde die “Skulptur Nikolaisäule” seiner Ehefrau Galina Michailowna Morozowa überreicht.
"Der Preis ist gedacht für Journalisten, die sich mit Mut für die Pressefreiheit einsetzen", erläuterte Hartwig Hochstein, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Medienstiftung, die Bedeutung der Auszeichnung.
In seiner Laudatio würdigte Russlandexperte Thomas Roth Grigorij Pasko als einen Menschen mit "Rückgrat und Stil". "Er ist ein durch und durch demokratischer Journalist", sagte Roth. Der Leiter des ARD-Hauptstadtstudios forderte in diesem Zusammenhang von der deutschen Politik, Missstände im russischen Mediensystem nicht zu verschweigen. "Man muss über alles reden", fügte der Journalist hinzu.
Der Fall Pasko
Der Militär-Journalist ist Offizier im Rang eines Kapitäns 2.Ranges, hatte Anfang der neunziger Jahre von der russischen Flottenführung den Auftrag erhalten, über Umweltvergehen des Militärs zu berichten. Immer wieder stößt er dabei auf Mauern des Schweigens. Dennoch wurde er fündig: 1993 filmte Pasko eine Aktion, bei der die Marine radioaktive und chemische Abfälle illegal im japanischen Meer versenkte. Dieser Film wurde auch im japanischen Staatsfernsehen NHK gezeigt.
Damit begann der "Fall Pasko". Seit 1997 versuchten Militärstaatsanwaltschaft und der Inlandsgeheimdienst FSB, dem unbequemen Wahrheitssucher das Handwerk zu legen. Zunächst lautete die Anklage auf "Landesverrat" bzw. "Weitergabe militärischer Geheimnisse". Schließlich wurde ein Szenario der Bedrohung nationaler Sicherheitsinteressen durch die Berichterstattung insgesamt konstruiert.
Selbst 21 Monate Untersuchungshaft konnten Pasko nicht brechen. Eine Amnestie nach der Verurteilung lehnte er ab, er wollte einen Freispruch, der ihm nach der Gesetzeslage zusteht. Doch das militärische Berufungsgericht in Wladiwostok entschied anders und verurteilte den Journalisten im Dezember 2001 zu vier Jahren Lagerhaft wegen angeblicher Spionage.
Mit dem "Fall Pasko" wurde nach Ansicht von amnesty international ein neues Kapitel in Sachen Verhinderung von Meinungsfreiheit in Russland etabliert. Schon 1998 hatte es im Fall des ehemaligen Marinekapitäns Alexander Nikitin in St. Petersburg den Versuch gegeben, die Meinungsfreiheit in der brisanten Frage der atomaren Abfälle außer Kraft zu setzen. Das jüngste Ereignis, das die zunehmende Behinderung der Meinungsfreiheit in Russland verdeutlicht, ist die staatlich betriebene Schließung von TV 6, dem letzten regierungskritischen überregionalen Fernsehsender.
Mehr über Gregori Pasko erfahren Sie im "Russischen Tagebuch" von Thomas Roth, erschienen im List-Verlag, 2002.