Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ehrt mit Gideon Levy und Daoud Kuttab einen israelischen und palästinensischen Journalisten für ihren selbstlosen Kampf um Meinungsfreiheit im Nahen Osten. Der zweite Preis geht an den ukrainischen Chefredakteur Wladimir Mostowoj (Zerkalo Nedeli, Kiew); auf Platz 3 der deutsche Verein Netzwerk Recherche .
Leipzig, 6. Februar 2003
Der Leipziger "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" geht 2003 nach Israel und Palästina. Wie die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig am Donnerstag bekannt gab, teilen sich Gideon Levy, Redakteur der renommierten Tageszeitung Ha'aretz in Tel Aviv, und Daoud Kuttab, Direktor des Institute of Modern Media im palästinensischen Ramallah, den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis. Beide Journalisten werden geehrt für ihren unermüdlichen Einsatz um objektive Berichterstattung in einer Zeit und Gegend, in der Bürgerkrieg und Gewalt die Freiheit der Medien bedrohen.
"Gideon Levy gehört zu den wenigen Journalisten in Israel, die über das Leben der Palästinenser unter israelischer Besatzung berichten", begründet der Vorsitzende der Medienstiftung und Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Leipzig, Peter Krakow, die Ehrung. "Und Daoud Kuttab sieht sich seit Jahren Anfeindungen und Pressionen im eigenen palästinensischen Lager ausgesetzt, nur weil er Objektivität und sachgerechte Recherche vor politische Parteinahme stellt", begründete Hartwig Hochstein, stv. Vorsitzender und Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung die Vergabe des ersten Preises an zwei Journalisten.
Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, zugleich Vorsitzender des Stiftungsrates, unterstreicht die Mission des Journalistenpreises, der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen wird: "Die Medienstiftung zeichnet Publizisten und Redakteure aus, die sich mit herausragendem Engagement für die Meinungs- und Pressefreiheit eingesetzt haben. Sie sind Sachwalter eines hohen Gutes in der Demokratie. Ich freue mich, dass diese Linie auch 2003 in beeindruckender Weise fortgesetzt wird." Die erste Preisverleihung im Jahr 2001 an den US-amerikanischen Journalistikprofessor David Protess gewann kürzlich besondere Aktualität: Protess erhielt vor zwei Jahren den Preis für seine journalistischen Recherchen im Zusammenhang mit zum Tode verurteilten Gefängnisinsassen. Einige der Verurteilten warteten zu Unrecht auf die Giftspritze und wurden schließlich freigelassen. Anfang diesen Jahres schließlich begnadigte der Gouverneur des betreffenden US-Bundesstaates Illinois, George H. Ryan, vor dem Hintergrund der Recherche-Ergebnisse alle zum Tode Verurteilten.
Als David Protess Glückwünsche aus Leipzig zu diesem jüngsten Erfolg erreichten, an dem er, so Gouverneur Ryan in seiner Abschiedsrede, maßgeblich beteiligt war, bedankte er sich mit den Worten: "Es ist mir eine Ehre, mit Grigorij Pasko in einer Reihe der Preisträger zu stehen." Der russische Journalist Grigorij Pasko, der in Rußland wegen seiner regimekritischen Berichterstattung bis vor kurzem inhaftiert war, war im vergangenen Jahr Gewinner des ersten Preises. Auch in diesem Fall gibt es eine aktuelle Entwicklung: Grigorij Pasko wird nach Gerichtsbeschluss vom 23. Januar 2003 aus der Haft entlassen.
Zweiter und dritter Preis ebenfalls mit Signalwirkung
Der zweite Preis, dotiert mit 10.000 Euro, geht in diesem Jahr an Wladimir Mostowoj, Chefredakteur der ukrainischen Wochenzeitung Zerkalo Nedeli, zu deutsch: "Wochenspiegel". Unerschüttert von Drohungen und ständigen Bespitzelungen - nach eigenen Aussagen hat sich Mostowoj an das ständige "Klicken" in seiner Telefonleitung längst gewöhnt - setzt sich der Journalist in Kiew für freie Arbeitsbedingungen der aufstrebenden Presse in seinem Land ein.
Den dritten Preis (7.500 Euro) erhält der Verein Netzwerk Recherche e. V., eine 2001 gegründete Journalistenvereinigung, die den investigativen Journalismus in Deutschland befördert. Durch ein Mentorenprogramm - erfahrene Rechercheure unterstützen jüngere Journalisten - oder etwa durch Recherchestipendien will das Netzwerk Recherche Mittel bereitstellen und Strukturen verbessern, die investigativen und damit tiefergehenden Journalismus ermöglichen.
"Wir wollen mit unserem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien Signalwirkung erreichen.", betont Stephan Seeger, geschäftsführender Stiftungsvorstand. "Meinungs- und Pressefreiheit sind zwar in vielen Ländern von der Verfassung geschützt, dennoch werden Journalisten, die ihr Grundrecht für uns alle wahrnehmen, immer wieder behindert, verfolgt oder gar verhaftet. Leipzig steht mit diesem Medienpreis für freie Medien überall auf der Welt." Die feierliche Preisverleihung findet im Rathaus zu Leipzig am 30. April 2003, 19.00 Uhr, statt. Erwartet werden zahlreiche Journalisten und Medienschaffende.