Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig würdigt den polnischen Investigativ-Journalisten Tomasz Piątek mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2018"
Leipzig, der 27. Juni 2018. Der polnische Journalist Tomasz Piątek wird mit dem Leipziger "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" 2018 geehrt. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wird durch die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig an Medienschaffende verliehen, die sich in besonders herausragender Art und Weise und häufig unter Gefahr für das eigene Wohlergehen um die Medienfreiheit und eine unabhängige Berichterstattung bemühen.
"Tomasz Piątek hat sich in mehr als 20 Jahren journalistischer Tätigkeit den Ruf erworben, ein kritischer Beobachter und Begleiter der gesellschaftlichen Veränderungen in seinem Heimatland zu sein, gerät aber zunehmend unter Druck durch Regierungsinstitutionen", erläutert Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, die Wahl des Preisträgers: "Trotz der immer schwierigeren Bedingungen für Journalisten in Polen, ihrer Arbeit unabhängig, frei und staatsfern nachgehen zu können, lässt sich Tomasz Piątek auch durch Drohungen in seiner investigativen Arbeit nicht einschüchtern." Piąteks Fall, so Seeger weiter, sei ein Beispiel dafür, wie die Pressefreiheit auch in vermeintlichen Demokratien zunehmend unter Druck gerate. "Die polnische Regierung schafft - wie es zuvor schon in Ungarn geschehen ist - ein Mediengesetz, das kritischen Journalismus nicht befördert, sondern einschränkt. In Rumänien wurden jüngst Journalisten festgenommen, die über regierungskritische Demonstrationen berichten wollten. In der Slowakei oder in Malta sind in den vergangenen Monaten investigative Journalisten ermordet worden. Wir beobachten dies alles mit großer Sorge", erklärte Seeger.
Die Preisverleihung an Piątek solle in diesem Jahr den Blick der Öffentlichkeit auf solche Entwicklungen in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union schärfen. Der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" ist mit 30.000 Euro dotiert, die Preisverleihung findet am 8. Oktober 2018 in Leipzig statt. Es ist der Vorabend der nicht nur für Leipzig entscheidenden Großdemonstration gegen das DDR-Regime am 9.Oktober 1989.
Über den Preisträger
Tomasz Piątek wurde 1974 in Polen geboren und absolvierte ein Linguistik-Studium in Mailand. Zwischen 1995 und 2013 arbeitete er als Journalist unter anderem beim polnischen Nachrichtenmagazin Polityka, der italienischen Tageszeitung La Stampa sowie als Experte für Psycholinguistik. Seit 2013 ist Piątek Kolumnist der zweitgrößten polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza.
Neben seinen journalistischen Arbeiten ist er auch als Schriftsteller mehrerer Romane, Krimis und Fantasy-Bücher bekannt. Spätestens mit seinem 2017 veröffentlichten Sachbuch "Macierewicz i jego tajemnice" (Macierewicz und seine Geheimnisse) geriet er ins Visier der staatlichen Organe in Polen: Wie in zwölf Kolumnen in der Gazeta Wyborcza zuvor beschreibt Piątek hier die Verbindungen des polnischen Verteidigungsministers Antoni Macierewicz zum Umkreis des russischen Präsidenten Wladimir Putin, zum russischen Geheimdienst und zu kriminellen Gruppen in Russland. Diese Verbindungen sind einerseits pikant, da sich Macierewicz in der polnischen Öffentlichkeit stets als entschiedener Gegner Putins darstellt. Andererseits wirft Piątek dem Minister die Verstrickung in illegale Waffen- und Geldgeschäfte vor. Statt Anzeige gegen den Journalisten zu erstatten oder zivilrechtliche Untersuchungen einzuleiten, schaltete der Minister die Staatsanwaltschaft ein, die den Fall ihrer Militärabteilung zuordnete. Piątek wird "Beleidigung eines Beamten während dessen Dienstzeit und im Zusammenhang mit dessen Arbeit" vorgeworfen, bei einer Verurteilung drohen bis zu drei Jahre Haft. Piątek selbst vermutet, dass er spätestens seit der Veröffentlichung seines Buches von der polnischen Regierung überwacht wird. Für die Organisation "Reporter ohne Grenzen" war Piątek der "Journalist des Jahres 2017".