Der österreichische TV-Moderator Armin Wolf sowie die deutschen Journalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber erhalten den "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2019".
Leipzig, der 25. Juni 2019. Der österreichische TV-Moderator Armin Wolf und die beiden deutschen Journalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber als Team erhalten den "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" 2019. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wird durch die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig an Medienschaffende verliehen, die sich in besonders herausragender Art und Weise und häufig unter Gefahr für das eigene Wohlergehen um die Medienfreiheit und eine unabhängige Berichterstattung bemühen. "Anonyme Drohungen, offene Feindseligkeit oder tätliche Angriffe gehören für Journalistinnen und Journalisten auch in Mitteleuropa inzwischen leider beinahe zum Alltagsgeschäft", erklärt Stephan Seeger, geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung: "Mit der Wahl der Preisträger 2019 aus Deutschland und Österreich setzt die Jury ein deutliches Zeichen für die Pressefreiheit und ein freies, unbedrohtes und unbeschadetes Arbeiten von Journalistinnen und Journalisten." Eine vielbeachtete Studie des von der Medienstiftung maßgeblich initiierten Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) listet allein für 2018 mindestens 20 Angriffe auf Medienschaffende in Deutschland auf.
"Armin Wolf betreibt unabhängigen Journalismus mit offenem Visier - seine demokratische Grundhaltung und sein aufklärerisches Nachfragen machen ihn zu einem ganz wichtigen Protagonisten der Meinungs- und Pressefreiheit in den österreichischen Medien auch unter veränderten politischen Voraussetzungen. Der Arbeit von Arndt Ginzel und Gerald Gerber ist es zu verdanken, dass die Diskussion über Fragen der Pressefreiheit, den Schutz von Journalisten und den Umgang mit gewaltbereiten Kritikern journalistischer Arbeit in Deutschland verstärkt geführt wird", begründete Seeger die Entscheidung der Preis-Jury.
Die Verleihung des "Preises für die Freiheit und Zukunft der Medien" findet am 8. Oktober 2019 in Leipzig statt (Beginn 18 Uhr) - am Vorabend des 30. Jahrestages der nicht nur für Leipzig entscheidenden Demonstrationen gegen das DDR-Regime am 9. Oktober 1989. Das Preisgeld wird unter Armin Wolf (15.000 Euro) und Arndt Ginzel und Gerald Gerber als Team (jeweils 7.500 Euro) aufgeteilt.
Über die Preisträger
Armin Wolf (geboren 1966) ist seit 2010 stellvertretender Chefredakteur der Fernsehinformation des Österreichischen Rundfunks ORF und moderiert seit 2002 die Nachrichtensendung "Zeit im Bild 2" (ZIB 2) beim ORF. Der gebürtige Innsbrucker hat seine ORF-Laufbahn nach dem Abitur als freier Mitarbeiter im Landesstudio Tirol begonnen. Seither war er Politik-Redakteur in Radio und Fernsehen, USA-Korrespondent (1991/92), Redaktionsleiter und Moderator. Wolf hält regelmäßig Vorträge und veröffentlichte mehrere Bücher, zuletzt 2013 "Wozu brauchen wir noch Journalisten?" Europaweit ins Gespräch brachte Wolf 2019 ein TV-Interview mit Harald Vilimsky, Generalsekretär der rechtspopulistischen FPÖ. Kritische Fragen zu einem Plakat der steirischen Jugendorganisation der FPÖ konterte Vilimsky, diese würden "nicht ohne Folgen" für den Moderator bleiben. Bereits zuvor war Wolf mehrfach zum Angriffspunkt für die FPÖ geworden, unter anderem wurde er bezichtigt, "unbotmäßige Fragen" zu stellen und "Lügen" zu verbreiten. 2018 hat er in Moskau ein viel beachtetes Interview mit Vladimir Putin geführt. Für seine Arbeit wurde Wolf vielfach ausgezeichnet, unter anderem als "Österreichischer Journalist des Jahres" (2004, 2018). In Deutschland wurden ihm ein Sonderpreis des "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" (2016), der "Leuchtturm-Preis" von netzwerk recherche (2017) sowie eine "Besondere Ehrung" des Grimme-Preises (2018) verliehen.
Arndt Ginzel (geboren 1972 in Spremberg) ist ein deutscher Investigativ-Journalist, der an der Universität Leipzig studierte und heute regelmäßig für deutsche Fernsehmagazine arbeitet, darunter "Zoom" (ZDF), "Die Story im Ersten" (ARD), "Exakt" / "Fakt" (MDR / ARD) oder "Frontal21" (ZDF). Er wurde unter anderem für seine Recherchen zur sogenannten "Sachsensumpf-Affäre" bekannt, über die er im "Spiegel" und bei "Zeit Online" berichtete. Dafür wurde er wegen Verleumdung und übler Nachrede angeklagt, zunächst verurteilt und dann in zweiter Instanz freigesprochen. Während Recherchen in der Ost-Ukraine wurde er 2015 von prorussischen Rebellen verhaftet. Für seine gemeinsam mit Markus Weller erarbeitete TV-Reportage "Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen" erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis (2017), für die Reportage "Putins geheimes Netzwerk - Wie Russland den Westen spaltet" eine Nominierung als Beste Dokumentation / Reportage des Deutschen Fernsehpreis (2017).
Gerald Gerber (geboren 1972 in Meißen) betreibt seit 1997 eine Film-und Fernsehproduktion mit Standorten in Dresden und Leipzig und arbeitet als freischaffender Kameramann überwiegend für deutsche TV-Produktionen und Fernsehsendungen wie "Tagesschau" (ARD), "Frontal21" (ZDF), "Galileo"(Pro7) und "MDR um 2" (MDR). Er war 1996 Gründungsmitglied und bis 2002 Vorstand von Meissen TV. Bei mehreren Auslandsaufenthalte berichtete Gerber als Kameramann für ARD und ZDF im Ostukraine-Konflikt. Im November 2016 wurde er während Dreharbeiten an der Türkisch-Syrischen Grenze von türkischen Sicherheitskräften verhaftet.
Im Zuge einer Pegida-Demonstration in Dresden gerieten Arndt Ginzel und Gerald Gerber in eine langwierige Polizeikontrolle - ausgelöst von einem Demonstrationsteilnehmer, der offenbar Aufnahmen seines Gesichts verhindern wollte - die sie für geraume Zeit an der Berichterstattung hinderte. Dies führte zu umfangreichen Diskussionen über die Pressefreiheit und die Rolle der Polizei im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsaufgaben, Schutz der Demonstrationsfreiheit und Gewährleistung der ungehinderten Arbeit von Journalistinnen und Journalisten. Der Dresdner Polizeipräsident Horst Kretzschmar hatte sich im Nachgang für das Vorgehen gegen die Journalisten entschuldigt: "Ich möchte unmissverständlich feststellen, dass wir als Polizei eine Verantwortung dafür haben, dass die Pressefreiheit in unserem Land gesichert ist…Ich bedaure diesen Vorfall als Polizeiführung außerordentlich und habe zugesichert, dass wir dieses in der Polizei aufarbeiten werden - auch um daraus zu lernen.", so Kretzschmar.