Österreichischer TV-Moderator Armin Wolf sowie deutsche Journalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber mit Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2019 ausgezeichnet.
Leipzig, der 8. Oktober 2019. Am Abend des 8. Oktober 2019 wurden in Leipzig der Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2019 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig an den österreichischen TV-Moderator Armin Wolf sowie an die beiden deutschen Journalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber als Team überreicht. Der Preis würdigt Medienschaffende, die sich mit großem Einsatz, oft unter Inkaufnahme persönlicher Risiken, gegen Beschränkungen der Pressefreiheit und eine unabhängige Berichterstattung einsetzen. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.
Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Medienstiftung und der Sparkasse Leipzig, würdigte die Preisträger Armin Wolf, Arndt Ginzel und Gerald Gerber als "unerschrocken und beharrlich". Sie stellten "die kritischen Fragen, die nicht bei allen Gesprächspartnern auf Gegenliebe stoßen", so Dr. Langenfeld. "Es ist kein Zufall, dass in der Geburtsstunde aller demokratischen Bewegungen der Menschheitsgeschichte der Ruf nach der Freiheit von Rede und Schrift zu hören war. Diese Freiheit ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, sie muss vielmehr erkämpft, geschützt und verteidigt werden. Unser Medienpreis will dazu seinen Beitrag leisten", erklärte Dr. Harald Langenfeld. Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, ergänzte: "Die 20-jährige Arbeit unserer Medienstiftung hat uns gelehrt: Wo immer die Medienfreiheit gefährdet ist, finden sich Journalisten, Publizisten oder Herausgeber, um sie engagiert zu verteidigen. Sie wollen wir unterstützen." Dies könne als ein Zeichen der Hoffnung betrachtet werden, das Leipzig mit der Verleihung des Preises in die Welt aussende.
Die Preisträger nahmen ihre Preise in Leipzig bei einer Festveranstaltung am Mediencampus Villa Ida entgegen. Armin Wolf bedankte sich für den Preis, der ihn überrascht habe: "Wir sind in Österreich ganz weit entfernt von Zuständen wie in der Türkei, Russland oder Ungarn, wo echte journalistische Arbeit nahezu unmöglich geworden ist. Doch auch in den westlichen Demokratien wird zunehmend versucht, die Arbeit unabhängiger Medien zu delegitimieren", erklärte Wolf während einer Pressekonferenz zur Preisverleihung. "Das ist die eklatanteste Bedrohung für uns." Für einen demokratischen Diskurs bräuchte es eine gemeinsame Faktenbasis: "Dieser Grundkonsens wird immer mehr infrage gestellt, und das bereitet mir wirklich Sorgen." Um die Freiheit der Medien zu erhalten, sei es notwendig, "dass wir Journalisten unsere Arbeit noch sorgfältiger machen, unsere Arbeit viel besser erklären und auch Kritik an uns immer wieder mit dem Publikum diskutieren, auch wenn das mühsam und zeitaufwendig ist."
Der deutsche Investigativ-Journalist Arndt Ginzel reflektierte in seiner Dankesrede während der Preisverleihung die Geschehnisse nach der Veröffentlichung des "Hutbürger"-Videos von einer Anti-Merkel-Demonstration im Sommer 2018 in Dresden: "Der Ruf 'Lügenpresse' wirkt", sagte er: "Jeden Tag bekommen das unsere Journalistenkolleginnen und -kollegen, Kamerafrauen und -männer, Fotografinnen und Fotografen zu spüren. Sie werden beleidigt, verbal und körperlich angegriffen. Dass Rechtextremisten gegen Journalisten hetzen, ist nichts Neues. Die neue Qualität besteht darin, dass es auch in bürgerlichen Milieus im Osten allmählich durchaus als chic gilt, auf Berichterstattung, die ihren Meinungen oder Weltsichten widerspricht, mit Verachtung und Hass zu reagieren." Er forderte eine "praktische Weiterentwicklung" der Pressefreiheit auch in Deutschland - dazu gehöre auch die Verabschiedung eines Informationsfreiheitsgesetzes im Freistaat Sachsen durch die kommende Regierungskoalition.
Kameramann Gerald Gerber zeigte sich erfreut über die Preisverleihung: "Heute ist ein großer Tag in meinem beruflichen Leben. Ich nehme den Preis stellvertretend für alle Menschen hinter der Kamera entgegen, die nicht regelmäßig im Mittelpunkt stehen, doch die beinahe täglich mit Beeinträchtigungen ihrer Arbeit zu leben haben."
Zu den Preisträgern
Armin Wolf (geboren 1966 in Innsbruck) ist seit 2010 stellvertretender Chefredakteur der Fernsehinformation des Österreichischen Rundfunks ORF und moderiert seit 2002 die Nachrichtensendung "Zeit im Bild 2" (ZIB 2) beim ORF. Wolf hält regelmäßig Vorträge und veröffentlichte mehrere Bücher, zuletzt 2013 "Wozu brauchen wir noch Journalisten?". Europaweit ins Gespräch brachte Wolf 2019 ein TV-Interview mit Harald Vilimsky, Generalsekretär der rechtspopulistischen FPÖ. Kritische Fragen zu einem Plakat der steirischen Jugendorganisation der FPÖ konterte Vilimsky, diese würden "nicht ohne Folgen" für den Moderator bleiben. Bereits zuvor wurde Wolf mehrfach vonseiten der FPÖ bezichtigt, "unbotmäßige Fragen" zu stellen und "Lügen" zu verbreiten. Für seine Arbeit wurde Wolf vielfach ausgezeichnet, unter anderem als "Österreichischer Journalist des Jahres" (2004, 2018). In Deutschland wurden ihm ein Sonderpreis des "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" (2016), der "Leuchtturm-Preis" von netzwerk recherche (2017) sowie eine "Besondere Ehrung" des Grimme-Preises (2018) verliehen.
Arndt Ginzel (geboren 1972 in Spremberg) ist ein deutscher Investigativ-Journalist, der an der Universität Leipzig studierte und heute regelmäßig für deutsche Fernsehmagazine arbeitet, darunter "Zoom" (ZDF) "Die Story im Ersten" (ARD), "Exakt" / "Fakt" (MDR / ARD) oder "Frontal21" (ZDF). Er wurde unter anderem für seine Recherchen zur sogenannten "Sachsensumpf-Affäre" bekannt, über die er im "Spiegel" und bei "Zeit Online" berichtete. Für seine mit Markus Weller erarbeitete TV-Reportage "Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen" erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis (2017), für die Reportage "Putins geheimes Netzwerk - Wie Russland den Westen spaltet" eine Nominierung als Beste Dokumentation / Reportage des Deutschen Fernsehpreis (2017).
Gerald Gerber (geboren 1972 in Meißen) betreibt seit 1997 eine Film-und Fernsehproduktion mit Standorten in Dresden und Leipzig und arbeitet als freischaffender Kameramann überwiegend für deutsche TV-Produktionen und Fernsehsendungen wie "Tagesschau" (ARD), "Frontal21" (ZDF), "Galileo" (Pro7) und "MDR um 2" (MDR). Er war 1996 Gründungsmitglied und bis 2002 Vorstand von Meissen TV. Bei mehreren Auslandsaufenthalten berichtete Gerber als Kameramann für ARD und ZDF im Ostukraine-Konflikt. Im November 2016 wurde er während Dreharbeiten an der Türkisch-Syrischen Grenze von türkischen Sicherheitskräften verhaftet.
Im Zuge einer Pegida-Demonstration in Dresden gerieten Arndt Ginzel und Gerald Gerber in eine langwierige Polizeikontrolle - ausgelöst von einem Demonstrationsteilnehmer, der offenbar Aufnahmen seines Gesichts verhindern wollte - die sie für geraume Zeit an der Berichterstattung hinderte. Dies führte zu umfangreichen Diskussionen über die Pressefreiheit und die Rolle der Polizei im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsaufgaben, Schutz der Demonstrationsfreiheit und Gewährleistung der ungehinderten Arbeit von Journalistinnen und Journalisten. Der Dresdner Polizeipräsident Horst Kretzschmar hatte sich im Nachgang für das Vorgehen gegen die Journalisten entschuldigt: "Ich möchte unmissverständlich feststellen, dass wir als Polizei eine Verantwortung dafür haben, dass die Pressefreiheit in unserem Land gesichert ist…Ich bedaure diesen Vorfall als Polizeiführung außerordentlich und habe zugesichert, dass wir dieses in der Polizei aufarbeiten werden - auch um daraus zu lernen", so Kretzschmar.
Hier finden Sie die Medienpreisverleihung 2019 in voller Länge.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Medienpreisverleihung 2019.
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