Andreas Ammer und FM Einheit erhalten den Günter-Eich-Preis 2019 für ihre Verdienste um das deutschsprachige Hörspiel
Leipzig, der 5. März 2019. Das deutsche Hörspielautoren-Duo Andreas Ammer und FM Einheit (bürgerlich Franz-Martin Strauß) erhält den Günter-Eich-Preis 2019 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Dies entschied die Jury unter Vorsitz von Wolfgang Schiffer, ehemaliger Hörspielleiter des WDR. Der Preis wird an Autoren vergeben, die sich besondere Verdienste um das deutschsprachige Hörspiel erworben haben und ist mit 10.000 Euro dotiert. "Dass die Preis-Jury bei elf Nominierungen zu einem einstimmigen Ergebnis gelangte, zeigt die besondere Qualität von Andreas Ammer und FM Einheit, denen es gelungen ist, den Begriff des Hörspiels zu erweitern und der Gattung mit Live-Performances Theatersäle und Konzertarenen zu erschließen", so Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung. Die Preisverleihung findet am 25. Juni 2019 auf dem Mediencampus Villa Ida in Leipzig statt.
Andreas Ammer und FM Einheit produzieren seit mehreren Jahrzehnten gemeinsame Hörspiele für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland sowie darüber hinaus als Auftragsarbeiten für renommierte deutsche Bühnen wie das Bayerische Staatsschauspiel oder die Oper Bonn. Als einzige Autoren sind sie zweifache Gewinner des "Hörspielpreises der Kriegsblinden": Sie wurden 1995 gemeinsam mit Ulrike Haage für "Apocalypse Live" und 2001 für "Crashing Aeroplanes (Fasten your seat belts)" mit dem renommierten Preis gewürdigt. Zahlreiche weitere ihrer Produktionen wurden mit Preisen ausgezeichnet. Die Jury des Günter-Eich-Preises ehrt nun das gemeinsame Gesamtwerk von Andreas Ammer und FM Einheit.
Die Jury erklärte, das Duo habe das Hörspiel "endgültig aus dem Korsett des Literaturzwangs" gelöst. Es seien "akustische Kunstwerke" entstanden, "die das Hörspiel nicht nur aus dem künstlerischen Gehege geholt, sondern auch aus den Gehegen seiner Rezeption, aus den Wohnzimmern. (…) Andreas Ammer und FM Einheit haben das Hörspiel befreit." In der Jurybegründung heißt es weiter: "Ammer/FM Einheit öffnen die Ohren für Sprechweisen, Sprachzusammenhänge, hören gespenstische Räume gerade der deutschen Vergangenheit neu ab, tauchen in deutsche Mythen von den Nibelungen bis Ulrike Meinhof. (…) Aus der Balance von Text und Musik, von musikalisch in Form gebrachtem Sprachmaterial und sprechenden Klängen entstehen große Hörspielopern."
Zu den Preisträgern:
Andreas Ammer, geboren 1960 in München, ist Autor und Journalist. Nach dem Studium von Germanistik, Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften promovierte er 1990. Seit 1989 ist er im Wechsel freier Autor, Universitätsdozent, Fernsehjournalist und Regisseur (u. a. ARD-Kulturmagazine und Spiegel-TV). Seit 2003 arbeitet er als Realisator der ARD-Literatursendung "druckfrisch" und produzierte daneben zahlreiche Hörspiel- und Theaterproduktionen, zumeist mit FM Einheit.
FM Einheit wurde 1958 in Dortmund geboren und arbeitet als Komponist, Musiker und Musikproduzent. Seit 1979 war er als Musiker in verschiedenen Formationen aktiv, unter anderem bei "Abwärts" und "Palais Schaumburg". Seit Anfang der 1980er Jahre ist er Perkussionist und Mitglied der "Einstürzenden Neubauten". Daneben komponierte er Schauspielmusiken unter anderem für Inszenierungen von Peter Zadek, Werner Schwab und Hasko Weber. Als Produzent arbeitete er unter anderem für "KMFDM" und "Goethes Erben". Daneben legte er zahlreiche Hörspielarbeiten, vor allem gemeinsam mit Andreas Ammer, vor.
Ammer und FM Einheit starteten ihre Zusammenarbeit mit dem für den BR produzierten Hörspiel "Radio Inferno" (1993), das unter anderem mit dem "International Morishige Award Japan 1994" ausgezeichnet wurde. "Apocalypse Live", gemeinsam mit Ulrike Haage als Live-Hörspiel für das Bayrische Staatsschauspiel und den BR 1994 produziert, erhielt den "Hörspielpreis der Kriegsblinden 1995". "Odysseus 7 - Radio Space Opera", erneut ein Live-Hörspiel, war nominiert als deutscher Beitrag für den "Prix Futura". "Crashing Aeroplanes (Fasten your seat belts)" brachte dem Duo den zweiten "Hörspielpreis der Kriegsblinden 2002". Zahlreiche weitere Produktionen wie die "Deutschen Krieger" (BR 1995-97) folgten, zuletzt "Symphonie der Sirenen" für den BR / Philharmonie Brünn in Kooperation mit Deutschlandradio 2018.
Zum Preis:
Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zum sechsten Mal ausgeschriebene "Günter-Eich-Preis" richtet sich an Autorinnen und Autoren, die dem Radiogenre "Hörspiel" ein Oeuvre von inhaltlicher und formaler Kompetenz gewidmet haben. Er wird im jährlichen Wechsel mit dem "Axel-Eggebrecht-Preis" für das Radio-Feature verliehen. Bisherige Preisträger waren Alfred Behrens (2007), Eberhard Petschinka (2009), Hubert Wiedfeld (2011), Jürgen Becker (2013), Ror Wolf (2015) sowie Friederike Mayröcker.