Leipzig, 3. Mai 2005. Politiker, Professoren und Medienvertreter - zur fünften Verleihung des Leipziger Medienpreises versammelte sich am vergangenen Donnerstagabend ein hochkarätiges Publikum im Festsaal des Leipziger Neuen Rathauses. Der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" wurde in diesem Jahr zum fünften Mal von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig verliehen.
Der Oberbürgermeister der Stadt, Wolfgang Tiefensee (SPD), erinnerte an die Montagsdemonstrationen im Herbst 1989: "Die Leipziger haben gezeigt, dass durch Demonstrationen, Kerzen und Gebete die Wende herbeigezwungen werden kann. Anderswo soll in ähnlicher Weise geschehen, was in Leipzig passiert ist", so Tiefensee. An die Preisträger gewandt fügte er hinzu: "Ich wünsche, der Preis gibt Ihnen Kraft, um die Freiheit der Medien überall auf der Welt durchsetzen zu können."
Die diesjährigen Preisträger Anna Politkowskaja, Hans-Martin Tillack, Britta Petersen und Seymour Hersh zeigten sich bewegt über die Anerkennung ihrer Arbeit. Die Tschetschenien-Kennerin Anna Politkowskaja bedankte sich mit den Worten: "Dies bedeutet für mich, dass Sie verstehen, wie schlimm die Situation in Tschetschenien ist. Ich kann mich einmischen und vielleicht auch etwas verändern. Den Dank dafür bekomme ich vielleicht in meinem nächsten Leben."
Stern-Korrespondent Hans-Martin Tillack, der Missstände und Korruption innerhalb der EU aufgedeckt hatte, bezeichnete den "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" als "größte Anerkennung, die ich bisher für meine Arbeit erhalten habe". Er finde es sehr wichtig, dass in Leipzig investigative Berichterstattung und profunde Recherche noch hochgehalten werden: "In der europäischen Hauptstadt Brüssel ist das, wie man an meinem Beispiel sieht, nicht immer der Fall."
Britta Petersen nahm die Würdigung ihrer Arbeit auch stellvertretend für ihre Organisation "Initiative Freie Presse" in Empfang. "Ohne die Hilfe unserer Partnerorganisation 'Mediothek für Afghanistan' und die Arbeit von vielen ehrenamtlichen Helfern wäre das Projekt nicht möglich gewesen", betonte die ehemalige Redakteurin der Financial Times Deutschland. Gleichzeitig warb sie um finanzielle Unterstützung für die Ausbildung junger afghanischer Journalisten und den Aufbau einer freien Presse in dem Land am Hindukusch. "Ich danke dem Auswärtigen Amt für die bisherige Finanzierung und hoffe, dass diese auch fortgeführt wird."
Als letzter wurde der amerikanische "Muckraker" Seymour Hersh geehrt. "Dieser Preis ist sehr wichtig für mich", betonte der Pulitzer-Preisträger. Gleichzeitig würdigte er die Leistung von Anna Politkowskaja und Britta Petersen: "Ich schreibe von Washington aus, während die anderen Preisträger ihr Leben riskieren", so Hersh. Das Leipziger Publikum ließ der legendäre Journalist und Autor wissen, dass er nicht vorhat, sich auf seinen vielen Auszeichnungen auszuruhen, im Gegenteil: "George W. Bush ist noch 1336 Tage im Amt - das ist eine sehr lange Zeit."
Ellen Großhans
Eine Auswahl der Print-Berichterstattung über die Verleihung des Leipziger Medienpreises 2005:
Deutschlandfunk
Frankfurter Rundschau: "Die Mächtigen sollen wissen, dass sie kontrolliert werden!" (Link nicht mehr aktiv)
Leipziger Volkszeitung: "Dieser Preis hat für mich eine ganz besondere Bedeutung" (Link nicht mehr aktiv)
Die Welt: "Ausgeichnet: deutsche Journalistin hilft Medien in Afghanistan" (Link nicht mehr aktiv)
Leipziger Volkszeitung: "Man gönnt Dir das Leben nicht" (Link nicht mehr aktiv)
Der Standard, Wien
Sachsen Sonntag: Leipziger Medienpreis wird am 28. April verliehen (Link nicht mehr aktiv)
Rheinischer Merkur (Link nicht mehr aktiv)
N24 Hersh: Wir gehen davon aus, dass Politiker lügen (Link nicht mehr aktiv)
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