"Kein Radio für die Massen"

Kamingespräch mit dem Intendanten des Deutschlandradio, Dr. Willi Steul

Der Intendant des Deutschlandradios, Dr. Willi Steul, folgte am 2. Juni der Einladung der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig in die Villa Ida. Beim traditionellen Kamingespräch sprach er mit Studenten der Universität Leipzig über die Perspektiven des Radios.

"Ja, Radio hat Zukunft und zwar ohne Einschränkung", ist sich Willi Steul sicher. Der Intendant des Deutschlandradios schaut optimistisch in die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. "Was zählt ist Qualität und nichts als Qualität", betont der erfahrene Journalist. Deutschlandradio könne nicht permanent auf die Quote schielen, das würde dem Sender nur schaden. Hochwertige Radioprogramme wie die unter seiner Intendanz arbeitenden Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk rechtfertigten doch erst die Rundfunkgebühren, argumentiert Steul.

"Kein Radio für die Massen"


Die Zielgruppe des Deutschlandradios seien "Menschen, die im besonderen Maße an der Gesellschaft und an dem, was um sie herum passiert, interessiert sind", sagt Willi Steul und er stellt klar: "Wir machen kein Radio für die Massen." Denn an Unterhaltungsradios mangele es in Deutschland nicht. Den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den Bürger zu informieren und zu bilden, sieht Steul im Deutschlandradio verwirklicht. Dennoch glaubt er, dass auch ein guter Sender wie das Deutschlandradio sich permanent ändern müsse, um zukunftsfähig zu bleiben. So dürfe man den Trend ins Netz nicht verschlafen. Die Verknüpfung von Radio und Internet werde immer wichtiger, beantwortet er die Fragen des Publikums.

"Zum Zocken ermuntern"


Ein Medium wie das Radio, das traditionell nebenbei gehört werde, biete nun im Internet endlich die Möglichkeit des "Nachlesens". "Was einmal versendet wird, ist weg. Was aber im Internet steht, hält ewig", fasst Willi Steul zusammen. Mit dem neuen Programm "D-Radio Wissen" suche das Deutschlandradio den Weg der Interaktion mit dem Nutzer. Steul versteht den neuen Sender, der nur digital zu empfangen ist, als "Experimentierfeld für junge Kolleginnen und Kollegen". Die will er dort "zum Zocken ermuntern". Dabei möchte der Intendant keine Revolution des Radiomachens, sondern Innovationen innerhalb bewährter Strukturen: "Die Alten sind dafür da, die Jungen ein bisschen zu bremsen, aber nie so stark, dass die Jungen den Mut verlieren, Neues auszuprobieren." Dafür gab es nicht nur von Studenten Applaus.


Text: Markus Fischer