Friedensnobelpreisträgerin kritisiert iranische Regierung
Friedensnobelpreisträgerin Dr. Shirin Ebadi hat heute in Leipzig die Einschränkungen der Pressefreiheit durch die iranische Regierung kritisiert. Auf dem ersten Leipziger Medienkongress prangerte Ebadi willkürliche Entscheidungen zur Drucklegung von Büchern an. Sie kritisierte die Störung von Sendesignalen unabhängiger ausländischer Medien durch die iranische Regierung und die Sperrung zahlreicher Internetseiten. "Redefreiheit und Meinungsfreiheit bilden die Basis der Menschenrechte und einen ersten Schritt auf dem Weg zu einer freiheitlichen Demokratie", sagte Ebadi. In ihrem Impulsvortrag rief sie Journalisten dazu auf, über Grenzen hinaus einander zu helfen: "Journalisten müssen leidenschaftlich wie ein Feuer gegen Unwissenheit vorgehen."
Diskurs ohne Konflikte und Gewalt
Ein Diskurs ohne Konflikte und Gewalt ist für Ebadi unerlässlich. Sie verwies auf Menschen, die Strafen nicht fürchten, sondern immer wieder ihre Stimme erheben. Aus diesem Grund begrüßt Ebadi den von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig initiierten "Leipziger Medienkongress" und den "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien".
In diesem Jahr zeichnet die Stiftung Kurt Westergaard aus Dänemark, Assen Nadjalko Yordanov aus Bulgarien und Sayed Yaqub Ibrahimi aus Afghanistan mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" aus. Kritik übte Ebadi an Westergaards Mohammed-Karikaturen. "In meinen Augen sind diese Karikaturen religiöse Propaganda. Von den Veranstaltern hätte ich deswegen erwartet, nicht erst am Vorabend über die Preisträger informiert zu werden", kritisiert sie.
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung zeigte sich betroffen vom Einwand Ebadis: "Wir bedauern sehr, dass wir Frau Ebadi durch unser Vorgehen in einen inneren Konflikt gebracht haben. Das haben wir nicht gewollt. Unsere Entscheidung, die Preisträger so spät wie möglich bekannt zu geben, hatte vor allem Sicherheitsgründe."
Leipzig ist die Stadt, in der vor 21 Jahren entscheidende Impulse für Meinungs- und Redefreiheit in der ehemaligen DDR ausgingen. An diese Tradition knüpft der Medienkongress an. Er will den Dialog über Meinungs- und Medienfreiheit ermöglichen, die in vielen Regionen gefährdet sind.
Laut Reporter ohne Grenzen belegt der Iran den 171. von insgesamt 174 Plätzen der Länder, in den Meinungsfreiheit eingehalten wird. In keinem Land der Welt sitzen so viele Journalisten in Haft wie im Iran.