Günther Nonnenmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zu Gast in der Villa Ida
Mit der Wirtschaftskrise geraten auch die Medien in gefährliches Fahrwasser. Selbst Leitmedien wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sehen sich finanziellen Engpässen ausgesetzt. Als Gast der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig sprach Günther Nonnenmacher, einer der Herausgeber und Leiter des Politikressorts der FAZ, in der Veranstaltungsreihe "Salongespräch" über die Entwicklungen der FAZ.
In der Villa Ida vertrat Günther Nonnenmacher die Auffassung, ohne Zeitungen, die Qualitätsjournalismus pflegen, könne es keine politisch relevant-informierte Öffentlichkeit geben. Mit den Gästen der Medienstiftung diskutierte Günter Nonnenmacher seine Thesen über die Perspektiven des Journalismus.
Herr Nonnenmacher, nach ihrem Politik-Studium gingen sie 1982 zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung um Journalist zu werden. Wenn sie die heutige Zeit mit der ihres Berufseinstiegs vergleichen: Würden sie heute noch genauso gerne Journalist werden wie 1982?
Damals war ich Assistent an der Uni, hatte eine Familie und war als Beamter finanziell gut abgesichert. Wenn ich sehe, welche finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten man heute als Journalist hat, bin ich mir nicht sicher, ob ich das Risiko eines Berufswechsels noch einmal eingehen würde. Doch der Journalismus ist nicht weniger spannend geworden. Was sich geändert hat, ist die Beschleunigung des Nachrichtengeschäfts.
Wie zeigt sich das im journalistischen Alltag?
Damals empfand ich das Tempo des Journalismus als angenehm. Unser Brasilien-Korrespondent schickte seine Berichte per Post. Der Brief war 14 Tage unterwegs. Man kann sich denken, dass das Geschriebene dann auch noch zwei Wochen später Bestand hatte. Der Journalismus war tiefschürfender, analytischer als heute, wo vieles ereignisgetrieben ist. Aber immer noch ist Journalismus eine wahnsinnig interessante Sache. Ich habe nie bereut, dieses Handwerk erlernt zu haben.
Ist Qualitätsjournalismus in unserer hastigen Zeit heute noch möglich?
Man sollte auch in dieser schnelllebigen Zeit unterscheiden, worüber berichtet werden muss und worüber nicht. Meiner Ansicht nach wird viel zu viel heiße Luft produziert. Es ist sicherlich schwieriger geworden, aber mit gutem Urteilsvermögen kann man schon differenzieren.
Sie haben wiederholt dem Internet eine Mitschuld an der Medienkrise gegeben. Wieso springen dennoch alle Printmedien auf den Online-Zug auf?
Erstens ist das Internet ein fantastisches Rechercheinstrument und besitzt großes Potential. Zudem sind Teile der Anzeigenmärkte in das Internet abgewandert. Darum müssen da auch Printverlage mitziehen. Außerdem stützt das Internet die Bekanntheit der Marke FAZ. Und natürlich ergänzt das Internet die Printmedien. Ein Interview, das in der Printausgabe nur gekürzt veröffentlicht wurde, kann man vollständig online lesen. Das Internet bietet unendliche Möglichkeiten, aber bisher rechnet es sich nicht. Und solange es das nicht tut, sehe ich auch keine Möglichkeit, dieselbe Qualität auch online zu bieten.
Liegt die Zukunft der gedruckten Medien dennoch im Onlinebereich?
Ich kann mir gut vorstellen, dass es dann elektronische Zeitungen gibt. Ob allerdings die Zukunft nur im Online liegt, daran will ich zweifeln. Das Scheitern der netzeitung deutet nicht darauf hin, dass die Online-Zeitung die Zukunft ist.