Mit Klangwitz und analytischem Mut zeitgenössische Mythen entlarven
Leipzig, 14. November 2008. Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgeschriebene Günter-Eich-Preis geht in diesem Jahr an den 1953 in Großmugl/Niederösterreich geborenen Eberhard Petschinka. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt das Lebenswerk von Autorinnen oder Autoren, die mit ihren Arbeiten die Gattung Hörspiel ideenreich und stetig erweitert haben. Der Günter-Eich-Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Alternierend schreibt die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig den Axel-Eggebrecht-Preis für ein herausragendes Lebenswerk im Bereich Radiofeature aus.
Die öffentliche Preisverleihung wird am 1. Februar 2009, dem 102. Geburtstag des Namenspatrons Günter Eich, auf dem "Mediencampus Villa Ida" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig stattfinden – als Abschlussveranstaltung der jährlichen "Schreibwerkstatt: Radio" für Nachwuchsautoren.
Die Begründung der Jury lautet:
"Auch Wut und kritisches Engagement altern. Die literarischen Scharfrichter jeder Epoche müssen ihre eigene Formensprache finden. Dem Hörspielautor und Funkregisseur Eberhard Petschinka ist das auf überzeugende Weise gelungen. In seinen bislang nahezu 30 Hörspielen hat er eine Vielzahl zeitgenössischer Alltagsmythen auf den Prüfstand gestellt. Mit Klangwitz und analytischem Mut werden fragwürdige oder in Ritualen erstarrte Deutungsmuster erforscht und - wenn nötig - zum Einsturz gebracht. Sowohl als Autor wie als Regisseur versteht er sich als Teamworker, der in den jeweils durchleuchteten Erfahrungsfeldern nach Zeugen oder Fachleuten sucht, die er mit seinem explosiven Spott zur Mittäterschaft anstiftet. In einem seit Jahrzehnten andauernden Arbeitsprozess hat Eberhard Petschinka die akustischen Verführungsstrategien unserer Zeit für seine ironisch-bissigen Zwecke nutzbar gemacht. Ausgezeichnet wird ein Lebenswerk, das nach wie vor für Überraschungen gut ist."
Eberhard Petschinka, geboren 1953, lebt in Wien. Schriftsteller, Maler, Autor und Regisseur zahlreicher Radiostücke. Sein Hörspiel "Krok" wurde 1995 mit dem Prix Futura ausgezeichnet; "Rafael Sanches erzählt mir das Lied vom Tod" (1999) bekam den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Premio Ondas in Barcelona. Für "Splitter" (1999) wurde ihm der Baseler Hörspielpreis zuerkannt. Sein Theaterstück "Blutiger Ernst" wurde 2001 am Burgtheater in Wien uraufgeführt. Prosa: "zcirkus DERwünsche" – 2001 gekürt mit dem Preis der Karl Anton Stiftung für Literatur. 1999 Hinwendung zum Film ("Casanova Matador") und der Malerei (Einladung zur Biennale Concart 2004 in Bolivien und 2005 zur 4th International Art Biennale SIART, La Paz – Bolivien 2005). Sein Hörspiel "Santo Subito" (MDR/ ORF 2007) gewann 2007 den Prix Europa als "Bestes europäisches Hörspiel des Jahres" und 2008 den weltweit angesehensten Hörspielpreis "Prix Italia".
Jury-Mitglieder waren die in Leipzig lebende Autorin und Journalistin Linde Rotta; der langjährige Bereichsleiter Wort/Hintergrund beim Schweizer Radio DRS 2, Martin Bopp; der Medienwissenschaftler Hans-Jürgen Krug; der Medienkritiker und stellvertretende Feuilletonchef des "Kölner Stadtanzeigers", Frank Olbert. Den Jury-Vorsitz hatte Christoph Buggert, bis 2002 Hörspielleiter am Hessischen Rundfunk.
Weiterführende Informationen zum diesjährigen Preisträger Eberhard Petschinka finden Sie auf seiner persönlichen Homepage unter www.krok.cc . Auf der Seite www.guenter-eich-preis.de erfahren Sie alles rund um den Günter Eich Preis 2009 und die "Schreibwerkstatt: Radio".