Merle Schierenberg (Mainz) für Forschungsarbeit über den Buchmarkt Afrikas ausgezeichnet
Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig hat Merle Schierenberg mit dem "Förderpreis Buchwissenschaft" 2010 geehrt. Die Mainzer Wissenschaftlerin nahm die Auszeichnung am Abend im Leipziger "Mediencampus Villa Ida" entgegen. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis würdigt die beste buchwissenschaftliche Studienabschlussarbeit des Jahres und wird von der Medienstiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig vergeben.
Schierenberg überzeugte die Jury mit ihrer Magisterarbeit "Von rücksichtsloser Dominanz zu verantwortungsvollem Miteinander", in der sie die Rolle britisch-multinationaler Verlage auf dem afrikanischen Buchmarkt untersuchte. Die Arbeit sei keine "Nabelschau deutscher Befindlichkeiten", sagte Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, der den Preis übergab. Die Arbeit werfe vielmehr "ein Schlaglicht auf eine der nicht nur medial am meisten vernachlässigten Regionen dieser Welt."
In ihrer Arbeit beschreibt Schierenberg, wie internationale Verlage die Entwicklung eines eigenständigen Verlagswesens in Afrika hemmen. In seiner Laudatio lobte auch der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Siegfried Lokatis, diese "außergewöhnliche Thematik". "Wir ehren eine nicht nur buchwissenschaftlich, sondern auch buchpolitisch beachtenswerte Leistung", sagte Lokatis.
Merle Schierenberg dankte der Medienstiftung für die Anerkennung ihrer Arbeit und allen Unterstützern, die diesen Erfolg möglich gemacht hätten. Eine Idee, was sie mit dem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro anstellt, hat die Preisträgerin schon: "Ich kann mir gut vorstellen, damit zur 'Cape Town Book Fair', der größten afrikanischen Buchmesse, zu reisen", sagte Schierenberg. Die Recherchen für ihre Arbeit hätten sie kurioserweise nämlich nach Schottland geführt - und bislang nicht auf den afrikanischen Kontinent. Zukünftig will sich die Wissenschaftlerin weiterhin mit dem internationalen Buchmarkt beschäftigen.
Der "Förderpreis Buchwissenschaft" wird seit 2004 jährlich in Gedenken an den Leipziger Buchwissenschaftler Dietrich Kerlen verliehen. Er ist insbesondere an Hochschulabsolventen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gerichtet, die sich in ihren Studienabschlussarbeiten mit buchwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen.
Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ruft junge Hochschulabsolventen und Wissenschaftler ausdrücklich auf, sich jetzt mit ihren Arbeiten um den "Förderpreis Buchwissenschaft" 2011 zu bewerben. Einsendeschluss ist Freitag, der 21. Januar 2011.
Die Begründung der Jury im Wortlaut:
"In ihrer Untersuchung zeichnet Schierenberg ein rundes, reich belehrendes Bild der bedeutendsten Buchmärkte des afrikanischen Kontinents der 1960er Jahre bis heute. Ihren Nachforschungen zufolge tragen die britischen Verlagshäuser in vielen der beobachteten Länder durchaus zur Grundversorgung mit Büchern bei. Die nach wie vor dominante Präsenz solch multinationaler Konzerne wie Oxford University Press, Heinemann, Macmillan, Longman usw. zeigt jedoch auch entwicklungshemmende Auswirkungen: Sie trägt Anteil daran, dass unabhängige Verlage in vielen Buchmärkten Afrikas nur langsam gedeihen. Auf der Basis ihrer Studie weist die Preisträgerin den Regierungen der untersuchten Staaten konkrete Aufgaben zu: Sie sollten zukünftig deutliches Engagement zeigen in der Schaffung von adäquaten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für eine Verlagsindustrie, um zumindest ein Nebeneinander von einheimischen und britisch-multinationalen Verlagen zu ermöglichen. Der 'Förderpreis Buchwissenschaft' 2010 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zeichnet die Magisterarbeit Merle Schierenbergs aus wegen ihrer außergewöhnlichen Thematik, ihrer methodisch geschickten, sprachlich trefflichen, inhaltlich umfassenden und umsichtig urteilenden Untersuchung zu den anglophonen Buchmärkten Afrikas."