Axel-Eggebrecht-Preis 2024 geht an Franziska Sophie Dorau.
Leipzig, der 21. Mai 2024. Die österreichische Feature-Autorin und Regisseurin Franziska Sophie Dorau wird mit dem Axel-Eggebrecht-Preis 2024 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgezeichnet. Dies entschied die Jury unter Vorsitz von Ulrike Toma, NDR. Der Preis würdigt ein Lebenswerk im Bereich des Radio-Features und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 7. August 2024 im Rahmen des Sommerfestes der Stiftungen der Sparkasse Leipzig auf dem Mediencampus Villa Ida in Leipzig, Sitz der Stiftungen, statt. Zum gleichen Termin erfolgt die Verleihung des Günter-Eich-Preises für ein Lebens-werk im Bereich Hörspiel, der in diesem Jahr an die Hörspielautoren Katharina Bihler und Stefan Scheib als Team verliehen wird.
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, würdigt die diesjährige Preisträgerin: "Als Feature-Autorin versteht Franziska Sophie Dorau ihre Arbeit als Exploration, deren Grundlage es ist, Vertrauen herzustellen und nicht Meinungen einzusammeln; sensibel und flexibel auf das Material zu reagieren, anstatt es in ein vorgefertigtes Konzept einzufügen; nie zu urteilen, sondern eine offene und fundierte Diskussion auszulösen. Ich gratuliere Franziska Sophie Dorau auf das Herzlichste zu der absolut verdienten Auszeichnung mit unserem Axel-Eggebrecht-Preis und danke der Jury ebenso herzlich für diese hervorragende Wahl."
"Was Feature für mich ist? Ein Audiokunstwerk mit dokumentarischem Charakter. Ein nicht nur inhaltlich relevantes, sondern auch ästhetisch gestaltetes Kondensat. Den HörerInnen möchte ich in einer einzigen Stunde einen ebenso starken Eindruck vermitteln, wie ich selbst ihn in meiner mehrmonatigen Auseinandersetzung mit einem Thema erhalten habe. Mit dem Axel-Eggebrecht-Preis ausgezeichnet zu werden, ist für mich eine besondere Ehre, da dieser große Radiomacher des vergangenen Jahrhunderts höchstes politisches Engagement - darunter den Kampf gegen den Nationalsozialismus - mit einer großen Affinität zu literarischem Schreiben zu verbinden wusste. Seine Freude am Experiment mit der Form war für ihn kein Selbstzweck, sondern Vehikel: in jeder Minute verknüpft mit seinem untrüglichen Sinn für journalistische Relevanz.", so die Preisträgerin Franziska Sophie Dorau.
Die Jury, zu der neben der Juryvorsitzenden Ulrike Toma auch Elisabeth Stratka (Leiterin des Ressorts Feature & Feuilleton bei Radio Ö1 des ORF) und Wolfgang Schiffer (langjähriger Leiter Hörspiel, Radio-Feature und Literatur beim WDR) zählten, begründete die Wahl wie folgt: "Die österreichische Feature-Autorin Franziska Sophie Dorau kreiert mit ihren Features eigene akustische Welten und macht sie für das Publikum auf ungewöhnliche Weise erlebbar. Sie widmet sich kulturellen und sozialpolitischen Themen mit akribischer Recherche und zeigt uns, nah und eindringlich, Ausschnitte der Wirklichkeit - ob es um das Leben und Leid eines Automatenspielsüchtigen geht oder um das Schicksal dementer deutschsprachiger Seniorinnen und Senioren unter thailändischer Sonne…Ihre Stücke zeugen von enormer Leidenschaft und Gründlichkeit, von formaler und sprachlicher Präzision und einem klaren Klang- und Rhythmusgefühl…Jedes Features zieht das Publikum auf seine Weise in eine eigene Welt hinein und löst im besten Falle Diskussionen aus."
Zur Preisträgerin
Franziska Sophie Dorau, geboren 1979 in Wien, absolvierte ihre zweisprachige Schulbildung am Lycée français de Vienne und studierte im Anschluss "Vergleichende Literaturwissenschaft", mit Schwerpunkt Anglistik und Romanistik, an der Universität Wien und der Université III Paris Sorbonne Nouvelle. Im April 2005 diplomierte Dorau mit einer Arbeit zum Thema "Der Experimentelle Roman bei Raymond Queneau, Jacques Roubaud und Italo Calvino".
Erste Berufserfahrungen sammelte sie u. a. als Regie- und Dramaturgieassistentin in verschiedenen Theatern und als freie Journalistin der Tageszeitung Der Standard. 2006 wurde sie freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion von Ö1. Neben der Gestaltung von Kulturbeiträgen für die Nachrichtensendungen und Journale war sie für die Sendereihe "Leporello" als Autorin von Mini-Features zu Kulturthemen tätig. Seit 2010 arbeitet sie regelmäßig für die Ö1 Featureredaktion, wo sie als Autorin und Regisseurin Themen nachgehen kann, die sie selbst auswählt. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit sozial-politischen Themen, sowie AutorInnen- und KünstlerInnenportraits.
2012 wurde Franziska Sophie Dorau für ihr drittes Feature, "Life's Holiday. Über die Pflege europäischer Demenzkranker in Thailand", mit dem Prix Europa ausgezeichnet. Ihr 2019 produziertes Hörbild "Der Tod des Soumayla Sacko - Erntearbeiter, Gewerkschafter, Afrikaner in Italien" war für den Prix Europa und den Prix Italia nominiert und wurde 2020 mit dem renommierten CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa in der Kategorie "lange Programme" ausgezeichnet. Seit September 2019 lebt Franziska Sophie Dorau mit ihrer Familie in Berlin. Dort war sie im Universitätsjahr 2019/2020 Stipendiatin des Eu-ropean Journalism Fellowship der Freien Universität Berlin. Zuletzt arbeitete sie für das ARD-Radiofeature ("Kabuls Demokratie im Exil. Doku über afghanische Volksvertreterinnen.", SWR 2023) und den ORF, für den sie mehrere Ö1 Tonspuren produzierte. Als Vortragende zum Thema "Storytelling in Audio Documentaries" war sie an der Universität Potsdam, sowie beim Ake Blomström Award und der Podcasting Masterclass der EBU (European Broadcasting Union) tätig. Derzeit ist Franziska Sophie Dorau mit einem Projekt für die Feature-Redaktion des RBB, in Co-Produktion mit dem ORF, beschäftigt.
Zum Preis
Der Axel-Eggebrecht-Preis, der in Erinnerung an den gleichnamigen Radiofeature-Pionier vergeben wird, ehrt nicht eine Einzelsendung, sondern ein außergewöhnliches Gesamtwerk im Bereich des deutschsprachigen Radiofeatures. Bisherige Preisträger waren: Helmut Kopetzky (2008), Richard Goll und Alfred Treiber (2010), Friedrich Schütze-Quest (†) (2012), Paul Kohl (2014), Margot Overath (2016), Alfred Koch (2018), Dr. Walter Filz (2021) und Lorenz Rollhäuser (2022). Der Preis wird alle zwei Jahre gemeinsam mit dem Günter-Eich-Preis für herausragende Hörspiel-Autoren vergeben.