Dr. h.c. mult. Erich Loest
1926 - 2013
†Dr. Erich Loest hat die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 1999 mit großem persönlichem Einsatz, Tatkraft und innerer Überzeugung begleitet und ihre Entwicklung immer wieder vorangebracht. Sein Rat war uns wichtig, seine Meinung, stets geradlinig und unversteckt, wurde gehört. Mit Dr. Erich Loest verlieren wir einen wahrheitsliebenden, mutigen und charaktervollen Freund. Er wird nicht nur uns sehr fehlen. Unser Mitgefühl gilt seiner Lebenspartnerin Linde Rotta und der Familie. Wir werden Dr. Erich Loest in ehrender Erinnerung behalten. - Vorstand und Stiftungsrat
†Erich Loest, 1927 in Mittweida geboren, gehörte zu den renommiertesten deutschen Schriftstellern. Seine Tätigkeit als Journalist für die Leipziger Volkszeitung zwischen 1947 und 1950 und seine Arbeiten als freiberuflicher Autor in den 1950er Jahren wiesen ihn früh als selbständigen Denker aus. Wegen konterrevolutionärer Gruppenbildung wurde er vom SED-Regime 1957 verhaftet, zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und mit Schreibverbot belegt. Kriminalromane, Erzählungen und Romane stärkten nach seiner Haftentlassung 1964 sein Ansehen als Schriftsteller in Ost- wie Westdeutschland. 1981 kehrte er von einer BRD-Reise nicht in die DDR zurück und siedelte sich in Osnabrück, später in Bad Godesberg an. Im April 1990 wurde Loest vom Obersten Gericht der verschwindenden DDR voll rehabilitiert. Zwischen 1994 und 1997 wirkte er als Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller. 1990 wurde Loest wieder Bürger Leipzigs, 1998 verlegte er seinen Erstwohnsitz zurück in die Stadt der Friedlichen Revolution.
Erich Loest war ein literarischer Chronist deutscher und Leipziger Geschichte. In seinem Roman "Nikolaikirche" setzte er der Friedlichen Revolution in der DDR ein Denkmal: Ohne zu glorifizieren deckte er literarisch die Strukturen auf, an denen das SED-Regime zu Grunde ging. In "Völkerschlachtdenkmal" zeichnet er die Leipziger Geschichte zwischen Napoleon und Honecker nach. "Ich bin Leipziger Schriftsteller", bekannte er anlässlich der Schenkung seines literarischen Vorlasses an die Kultur- und Umweltstiftung.
Die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig verliert in Erich Loest einen verlässlichen Freund und Partner. Er hielt als zuweilen unbequemer politischer Querdenker und literarischer Kopf den Leipzigern und den Deutschen immer wieder einen Spiegel vor, der nicht nur bequeme Wahrheiten zeigte. Seine Stimme wird in der literarischen Welt und der politischen Diskussion fehlen.