Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2023 an Fernsehreporterin Katrin Eigendorf verliehen.
Leipzig, der 8. Oktober 2023. Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2023 der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wurde am heutigen Sonntag, 8. Oktober 2023 am Mediencampus Villa Ida die deutsche Fernsehreporterin Katrin Eigendorf geehrt. Der Preis würdigt Medienschaffende und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit der Presse- und Meinungsfreiheit verschrieben haben und dabei auch persönliche Gefährdungen, oft bis zu Angriffen auf Leib und Leben, in Kauf nehmen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Preisträgerin Katrin Eigendorf bedankte sich für den "Rückenwind", den solche Preise Medienschaffenden geben. "Der größte Feind autoritärer Herrschaft ist die freie Presse", so Eigendorf in ihrer Danksagung. Sie mahnte: "Autoritäre Tendenzen dringen stark bis in die Mitte auch unserer Gesellschaft vor. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung." Ihr Appell: "Journalisten müssen darin bestärkt werden zu tun, was sie tun müssen: Sie müssen die Wahrheit berichten."
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Vorsitzender des Stiftungsrats der Medienstiftung, sagte: "Dieser Preis ist ein ganz wichtiges Zeichen aus Leipzig heraus, um die zu ehren, die die Wahrheit stärken. Leipzig mit seiner Erfahrung der Friedlichen Revolution sendet die Botschaft: Nichts muss so bleiben, wie es ist."
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung, hatte die Entscheidung der Preisjury begründet: "Katrin Eigendorf steht seit vielen Jahren für eine Berichterstattung, die in Kriegs- und Krisensituationen die Machthaber und die Ohnmächtigen gleichermaßen in den Blick nimmt", hatte: "So gelingt es ihr, der deutschen Öffentlichkeit ein komplettes Bild von ihren Einsatzorten, von den politischen ebenso wie von den Lebensbedingungen dort zu vermitteln", so Seeger weiter.
Preisträgerin 2021 Daria Tschulzowa: "Wir müssen darüber sprechen, was in der Ukraine, in Belarus und Russland passiert"
Im Rahmen der diesjährigen Preisverleihung konnte auch die Medienpreisträgerin 2021, die belarussische Journalistin Daria Tschulzowa, ihren Preis entgegennehmen. Tschulzowa war 2021 gemeinsam mit ihrer Kollegin Katerina Bachwalowa für ihre Berichterstattung über die Demonstrationen nach der wohl gefälschten Präsidentschaftswahl in Belarus geehrt worden. Eine ihrer Live-Übertragungen wurde als "Handlung, die in grober Weise die öffentliche Ordnung" verletzt habe, bewertet. Tschulzowa und Bachwalowa wurden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Am 3. September 2022 wurde Tschulzowa aus der Haft entlassen und lebt seitdem in Polen. Sie erinnerte in ihrer Dankesrede an ihre Kollegin Bachwalowa sowie 30 weitere Journalistinnen und Journalisten und Tausende andere Menschen, die weiterhin in Belarus in Haft sind, weil sie sich für die Freiheit eingesetzt haben. "Ich bin sehr dankbar, dass Sie uns mit diesem Preis eine Plattform geben, um darüber zu sprechen, was in der Ukraine, in Belarus und in Russland passiert. Wir müssen darüber sprechen."
Irina Scherbakowa: "Preise geben uns die Möglichkeit, in Freiheit zu reden"
In einem Podiumsgespräch im Rahmen der Preisverleihung erklärte Kulturwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin Dr. Irina Scherbakowa, Gründungsmitglied der russischen Menschenrechtsorganisation "Memorial", die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde: "Jeder von uns würde solche Preise gern eintauschen gegen den Sturz der Regime, gegen die wir uns gewendet haben. Aber die Preise geben uns die Möglichkeit, in Freiheit zu reden." Zudem sei die Zusammenarbeit zwischen Menschenrechtsorganisationen und Medienschaffenden enorm wichtig, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu dokumentieren und Kriegsverbrecher vor Gericht zur Verantwortung zu ziehen. Roland Kather, Generalleutnant der Bundeswehr a. D. und vormaliger Deutscher Militärischer Vertreter im NATO-Militärausschuss und im Militärausschuss der Europäischen Union in Brüssel, warnte, man habe sich in der Ukraine auf einen noch länger anhaltenden Krieg einzustellen. Der russische Präsident Putin habe "noch jede Menge Potenzial an Menschen und Material, das er jederzeit rekrutieren kann", und setze auch auf eine "Abnutzung" im Westen. Medienpreisträgerin Katrin Eigendorf warb dafür, weiter auf die Kriege und Krisen der Welt zu schauen: "Menschen, die sich gegen verbrecherische Regime stellen, brauchen diese Sichtbarkeit."
Zur Preisträgerin:
Katrin Eigendorf, geboren am 1. Juli 1962 in Tönisvorst, Deutschland, absolvierte ihr Abitur in Krefeld und ein Journalistik-Studium in Dortmund und Paris. Ein Redaktionsvolontariat bestritt sie beim WDR in Köln. Seit den 1990er Jahren arbeitet sie als Auslandskorrespondentin, unter anderem im ARD-Studio in Paris sowie als RTL-Korrespondentin in Moskau. Seit 1999 ist Eigendorf für das ZDF aktiv, darunter als Moderatorin des "auslandsjournal extra", als Auslandskorrespondentin in Moskau und seit 2018 als internationale Reporterin vor allem in Kriegs- und Krisengebieten. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen Russland, die Nahost-Politik, die Türkei und Afghanistan. 2022 veröffentlichte sie das Buch "Putins Krieg - Wie die Menschen in der Ukraine für unsere Freiheit kämpfen". Katrin Eigendorf erhielt für ihre journalistische Arbeit viele Auszeichnungen, so zum Beispiel 2021 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis und 2022 den Grimme-Preis für ihre Reportagen aus Afghanistan sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste persönliche Leistung Information". Das Medium-Magazin kürte Eigendorf 2022 zur "Journalistin des Jahres". In 2023 wurde ihr unter anderem der Augsburger Friedenspreis verliehen.
Zum Preis:
Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien ehrt die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig seit 2001 jährlich Journalisten, Verleger und Institutionen, die sich mit hohem persönlichen Einsatz für die Freiheit und Zukunft der Medien engagieren. Der Preis soll auch die Erinnerung an die friedliche Revolution in Leipzig am 9. Oktober 1989 wachhalten: Damals forderten die Demonstranten "eine freie Presse für ein freies Land".
Weitere Informationen finden Sie hier:
Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien